Rot-Weiss Wittlich hat auch das Rückspiel gegen seinen ärgsten Verfolger Mosella Schweich mit 3:2 gewonnen und thront jetzt mit vier Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Nach dem 2:0-Hinspiel von Mitte August blieb das Team von Karl-Heinz Gräfen auch am Sonntag obenauf, auch wenn sich die Mosella mit Haut und Haaren gegen die Niederlage stemmte.

Am Ende war es auch ein Triumph der größeren individuellen Klasse. RW dominierte den ersten Durchgang fast nach Belieben und legte nach bereits neun Minuten den ersten Meilenstein unter eine Partie, welche das Prädikat Spitzenspiel auch wirklich verdient hatte. Denn nicht nur die Kulisse von 1107 Zuschauern war schon beinahe Oberliga-reif, sondern auch die fußballerische Komponente, gepaart mit gut ausgeklügelter Taktik, vielen Ballstafetten sowie gekonnten Spielverlagerungen, prägten eine hochklassige Partie am Wittlicher Bürgerwehr, der aus allen Nähten zu platzen drohte. Nach einem Eckball, den Schweich nicht geklärt bekam, zog Moritz Habscheid aus der Distanz einfach mal ab und traf aus knapp 18 Metern ins Eck – 1:0 (9.). Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mosella mit Julius Kalweit ihren Spiritus Rector im offensiven Mittelfeld wegen einer Schulterverletzung verloren. Kalweit musste nach acht Minuten dem eingewechselten Adrian Ossen weichen. Die Hausherren drückten weiter aufs Gaspedal und besaßen mit einem Schuss aus der Drehung von Ömer Kahyaoglu, den TuS-Keeper Leon Gerhard gut parierte, mit Möglichkeit nachzulegen. Die Gäste, die selbst über 250 Anhänger mit nach Wittlich brachten, kamen nach und nach besser in die Partie. Zunächst segelte ein Kopfball von Joshua Rodrigues nach einem Freistoß von Eliah Dick vorbei, bevor ein Tempogegenstoß über Valentin Frick und Ossen verpuffte. Dann war RW wieder am Zug, als ein abgefälschter Schuss von Tim Habscheid sichere Beute von Gerhard wurde. Dessen Bruder Nils war es dann, der fünf Minuten vor der Halbzeit einen Rückpass von Kahyaoglu in den Sechzehner angenommen und cool verwertet hatte – 2:0 (40.). Die Mosella kam mit Vehemenz und neuem Esprit aus der Kabine und zündete ein Feuerwerk nach dem anderen. Frick, Jens Schneider und Dick scheiterten entweder an ihren eigenen Nerven oder am gut aufgelegten Wittlicher Keeper Philipp Berhard. Doch mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 aus Mosella-Sicht wurde die Partie nochmals einen Ticken spannender. Kahyaoglu hatte Schneider gefoult, Marc Pitsch den Elfmeter trocken verwandelt – 2:1 (60.). Die Gräfen-Elf fand jedoch eine zeitnahe Antwort, als Gjergj Prebreza im Anschluss an eine Ecke mit einem abgefälschten Ball zum 3:1 netzte (64.). Gleich doppelt scheiterte Albutrin Aliu bei Schüssen von der Strafraumgrenze am gut aufgelegten Gerhard im Schweicher Gehäuse. Doch ein erneuter Anschlusstreffer zum 2:3 von Philipp Grundmann, der nach einem Eckball zur Stelle war, nährte nochmals finale Hoffnungen der Gäste auf ein mögliches Remis. TuS-Coach Thomas Schleimer brachte mit Bruder und Torjäger Stephan Schleimer für die letzten fünf Minuten zwar noch mal geballte Offensivpower, doch es reichte nicht mehr zum angepeilten Punkt. Schweichs Trainer Thomas Schleimer zeigte sich über das Ergebnis, aber nicht über die Leistung seiner Mannschaft enttäuscht: „Wir haben vornehmlich in der zweiten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht. Die effizientere und cleverere Mannschaft hat heute gewonnen. Wittlich hat die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht und mitten in unsere Drangphase hinein. Wir haben in der zweiten Halbzeit ein hohes Pressing praktiziert, viel investiert und sind sehr mutig aufgetreten. Es waren von der ersten Minute an zwei Mannschaften unterwegs, die sich keinen Millimeter geschenkt haben und stets fußballerische Lösungen suchten. Es war ein Highlight für die Bezirksliga. Der Dank geht noch mal an unsere Zuschauer, die uns geil unterstützt haben. Es waren wohl 400 Leute, die aus Schweich mit nach Wittlich kamen – wirklich sensationell.“ RW-Coach Karl-Heinz Gräfen bilanzierte, dass „es ein besonderes Ergebnis in einem besonderen Spiel war. Die Rahmenbedingungen waren top, die Emotionen haben das Spiel mitgetragen. Wir haben kurz nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Julius Kalweit, dem wir beste Genesungswünsche übermitteln, das 1:0 erzielt und mit einem Bilderbuchangriff und einem optimalen Zeitpunkt das 2:0 nachgelegt.“ Wie Gräfen betont, hatte es seine Mannschaft mit einem Gegner zu tun, der in der „zweiten Halbzeit alles auf den Platz gebracht hat, vor dem ich den Hut ziehen muss. Entscheidend war, dass wir im richtigen Moment die richtigen Bälle gespielt und die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das war schon große Klasse. Mit Ingo Kreutz als Referee hatte das Spitzenspiel einen Spitzen-Spielleiter.“ Und die Kulisse sei sowieso genial gewesen.