Martial Servais wurde im Frühjahr 2018 zum Chefcoach befördert, nach dem sich der vier Jahre an der Seitenlinie gestandene Frank Wagner in den Jugendbereich der SG verabschiedet hatte. Ursprünglich sollte Wagners Co-Trainer Fabio Gaspar hauptverantwortlicher Coach im Sauertal werden, doch der kündigte seinerzeit einen Wechsel zum luxemburgischen Zweitligisten Minerva Lintgen an. Nun hat der Luxemburger seine dritte Saison im Sauertal angefangen und steht mit seinem Team auf Rang zwölf im Klassement. Wenn es die Zeit und die Situation erfordern, hilft der 37-Jährige auch noch als Spieler bei der Zweiten aus. 

11ER: Nach guten Ergebnissen zuletzt hat das 0:5 gegen Daleiden mächtig eingeschlagen. Wie ist dieses Ergebnis einzuordnen?
Martial Servais: Wir wussten, dass es eine schwere Saison werden würde, weil wir uns auch extern nicht verstärkt haben. Studienbedingte und private Abgänge drückten auf die Kaderbreite. Nach einer schlechten Vorbereitung sind wir relativ gut gestartet und bis auf das Saartal-Spiel waren wir gut unterwegs. Wir haben uns einen Punkt gegen Ehrang erkämpft. Das Daleiden-Spiel war ein Rückschlag. Ich hoffe, dass die Niederlage zum richtigen Zeitpunkt kam und wir wieder mehr Kontinuität einkehren lassen.

11ER: Positive Auftritte überwogen bislang. In welchen Phasen hat die Mannschaft ihre Stärken am besten zeigen können?
Servais: Wenn die Basics gestimmt haben. Wenn die Grundtugenden ausbleiben, wird es für uns immer schwierig. Wir haben unser System umgestellt und spielen jetzt etwas defensiver. Durch die Grundstabilität im gesamten Defensivverbund stehen wir kompakter, wir haben Vertrauen in das eigene Spiel und agieren momentan mit mehr Absicherung nach hinten. Eine Stärke ist auch, dass wir Nadelstiche setzen können, wenn wir die Situation schnell erfassen und mit Überzeugung nach vorne spielen.

11ER: Im Rheinlandpokal steht Ihr Team in der dritten Runde. Ist das eine zusätzliche Belastung oder sind das willkommene Testspiele, um in der Liga noch mehr Wettkampfhärte zu erlangen?
Servais: Den Pokal haben wir noch vom Vorjahr in bester Erinnerung, als wir mit Eintracht Trier das Zugpferd der gesamten Region bei uns empfangen durften. Es kamen sehr viele Zuschauer. Doch wir haben einen relativ kleinen Kader. Wenn zwei, drei Leute ausfallen, muss ich schon mein Alte-Herren-Telefonbuch in die Hand nehmen, um nach Alternativen zu schauen. Durch den Pokal sollten wir uns aber nicht vom Ligaalltag ablenken lassen. Deshalb freuen wir uns auf die Auslosung, doch Priorität hat ganz klar die Liga.

11ER: Das Gastspiel im Ruwertal ist eine Bestandsaufnahme für Ihr Team. Wenn man beim Tabellenletzten spielt, sollte man eigentlich gewinnen, oder?
Servais: Zumindest nicht verlieren (lacht). Gerd Morgen ist ein sympathischer Mensch und auch ein Trainer, der in Schillingen gezeigt hat, was er drauf hat. Die Ruwertaler haben eine hohe Fluktuation im Kader und werden vermutlich, wie wir auch, bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg spielen. So sind direkte Duelle gegen solche Mannschaften von enorm hoher Wichtigkeit. Wir wollen auswärts einen Punkt mit nach Hause nehmen und ich könnte damit auch leben.

11ER: Wie wichtig ist Jannik Stadler für Sie?
Servais: Jannik hat sich überragend entwickelt und setzt seine neue Führungsrolle super um. Er bringt eine super Einstellung mit und übernimmt auch Verantwortung. Gegen Zeltingen hat er sich den Ball geschnappt und den Elfmeter geschossen. Als zentraler Innenverteidiger verfügt Jannik über eine gewisse Zweikampfhärte und Aggressivität. Fußballerisch hat er sicher noch Reserven.

11ER: Und Tim Schilz. Ist er der neue Torwart Nummer eins?
Servais: Wir haben Tim aus der A-Jugend von Rosport geholt und ich muss sagen, dass er überragende Fähigkeiten besitzt. Tim zeigt mega viel Präsenz im Spiel, strahlt eine hohe Sicherheit aus und redet mit seinen Vorderleuten. Auch bei ihm gibt es Phasen mit Auf und Ab. Derzeit hat er die Nase vor David Hillesheim vorn, doch beide pushen sich gegenseitig.

11ER: Welche Taktik ist in Kasel denkbar?
Servais: Durch den Ausfall von Joe Schilz als Mittelstürmer bin ich gezwungen umzustellen. Wir werden defensiver agieren, vielleicht mit einer überraschenden Nominierung in der Spitze. Marco Port wird als falscher Neuner seine Rolle im offensiven Mittelfeld ausfüllen und die Pässe in die Tiefe spielen. Jonathan Reichling könnte eine neue Rolle zugeteilt bekommen.

11ER: Sind alle Spieler komplett an Bord?
Servais: Nein. Joe Schilz fehlt gesperrt, Daniel Barth aus privaten Gründen und Patrick Fandel mit Außenbandriss längerfristig. Benny Neises wird in den Kader zurückkehren, Stefan Keuler befindet sich im Lauftraining. So werde ich wieder Michael Wagner im defensiven Mittelfeld und auch mit Jens Ernerzhof in der Abwehr einplanen. (ls)