Nach sieben Jahren TuS Schillingen war für Gerd Morgen im Frühjahr im Hochwald Schluss. Als Nachfolger des zur U19 von Eintracht Trier gewechselten Jan Stoffels musste der erfahrene Coach wieder Aufbauarbeit leisten und den Umbruchsprozess weiterführen, der bereits in der letzten Saison begonnen hatte. Als der Abgang von Stoffels nach neun Jahren feststand, heuerte Morgen im Ruwertal an. Nun will der neue Trainer das Team aus der Talsohle führen, hat aber mit erheblichen personellen Einschränkungen zu kämpfen.

11ER: War es trotz der 0:2-Niederlage ein emotionales Wiedersehen am letzten Wochenende mit dem alten Verein?
Gerd Morgen: Es war schon emotional, ja. Immerhin hatte ich eine schöne und auch erfolgreiche Zeit in Schillingen und habe noch immer gute Kontakte. Es war ein ungewohntes Wiedersehen, doch derzeit habe ich auch genug mit meinem jetzigen Verein zu tun. Nach dem Spiel haben wir uns noch länger unterhalten, doch die Wehmut ist vorbei.

11ER: Erst ein Sieg steht zu Buche. Wie ist diese Misere zu erklären?
Morgen: Das hat mehrere Gründe. Inklusive der Vorbereitung habe ich bereits 29 Spieler eingesetzt. Gegenüber dem Spiel gegen Konz habe ich in Schillingen allein sechs neue Leute einbauen müssen. Das Problem liegt in der großen Fluktuation und auch daran, dass ein Großteil der Spieler, die neu hinzugekommen sind, kein Bezirksligaformat hat. Ich konnte noch kein Spiel mit der gleichen Besetzung bestreiten. Wenn man zehn Spieler vor der Saison verloren hat, die den Kern der Mannschaft gebildet haben, ist das schon unglaublich schwer aufzufangen. Unser Stammtorwart Felix Kloy ist nach Schweich gegangen und der nachrückende Keeper hat sich schwer verletzt. Jens Ewald hat sich das Schulterblatt angebrochen und fällt lange aus. Und der junge Julian Modrok braucht noch seine Zeit, bis er dieses Niveau erreicht hat.

11ER: Wie schätzen Sie denn Julian Modrok ein?
Morgen: Julian ist momentan die Nummer eins zwischen den Pfosten, sehr ehrgeizig und hat sich gut weiterentwickelt. Er ist ein Torwarttalent, doch auch Daniel Flesch macht seine Sache gut. Beide werden von unserem Torwarttrainer Günter Quint sehr intensiv geschult und auf die Spiele vorbereitet.

11ER: Fehlen die Alternativen in der Breite oder ist der fehlende Erfolg auch eine Frage der Qualität?
Morgen: Der Verein ist sehr gut geführt und es gibt sehr viele Leute, die auch viel für den Verein tun und ihre Kraft investieren. Doch der Kader ist leider sehr verletzungsanfällig und nicht belastbar. Da müssen wir mehr Kontinuität reinkriegen. Ich denke, dass es eine Frage der Qualität ist, weil viele Spieler nicht über die Erfahrung in der Bezirksliga verfügen. Spieler haben wir im Gesamtkader ausreichend.

11ER: Wo müssen Sie jetzt den Hebel ansetzen?
Morgen: Ich muss quasi eine neue Mannschaft aufbauen, das erfordert Geduld. Ich arbeite sehr gerne mit der Mannschaft, doch sie muss auch erst zusammenwachsen. Es gibt praktisch 1000 Hebel, an denen man ansetzen muss. Unser Schwerpunkt ist, die Verletzungsanfälligkeit zu reduzieren, das haben wir teilweise mit einem externen Athletiktraining schon besser hinbekommen. Wir hoffen natürlich, dass einige einen Leistungssprung machen.

11ER: Wie schätzen Sie den Gegner Ralingen ein?
Morgen: Sie haben auch so ihre Schwierigkeiten, aber viele Stammspieler, die über Jahre gewachsen sind. Ralingen ist für mich auch eine Wundertüte. Doch der Gegner interessiert mich nur wenig.

11ER: Philip Kartz ist zu einem Leistungsträger gereift. Wie charakterisieren Sie ihn?
Morgen: Philip ist eine unserer stärksten Waffen, mit 28 Jahren schon sehr erfahren und für mich einer der besten Freistoßschützen der Liga. Er macht oft den Unterschied.

11ER: Und Marvin Renner. Ist bei ihm der Knoten geplatzt?
Morgen: Marvin ist erst 25 Jahre jung, hat in Pluwig schon seine Tore geschossen und bei uns jetzt vier. Marvin ist einer unserer Mittelstürmer, der vor dem Tor noch cooler sein muss. Seine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, ich hoffe, dass der Knoten bei ihm in naher Zukunft richtig platzt.

11ER: Welches Spiel erwarten Sie?
Morgen: Vor allem ein enges. Wir sollten vorn mal wieder treffen und müssen unsere Chancen effektiver nutzen. Wir haben ein Heimspiel mit unseren treuen Zuschauern im Rücken und hoffen, dass wir sie mit einem attraktiven und offensiven Fußball mitnehmen können. Klar ist, dass wir einen Sieg brauchen. Dazu sind nicht nur ordentliche Leistungen erforderlich, sondern Mentalität, Wille und Laufbereitschaft.

11ER: Wie sieht es personell aus?
Morgen: Wie immer müssen wir die Trainingswoche abwarten. Einige Spieler kommen zurück, und da hoffe ich auch auf den Einsatz von Fabian Regel, Hans Schulz und Bastian Jung, die sich mit Blessuren herumschlagen müssen.