11ER: Ihre Mannschaft ist so ein bisschen von der Erfolgsspur abgekommen zuletzt. Sind es jedes Mal Kleinigkeiten, bei denen das Momentum auf die andere Seite springt oder welche Dinge sind ausschlaggebend gewesen, dass ihr die jüngsten Spiele nicht mehr gewonnen habt?
Bastian Jung: Wir hatten Mitte September zwei intensive und herausfordernde Trainingswochen. Aufgrund zahlreicher erkrankter oder angeschlagener Spieler konnten wir nur mit einem stark reduzierten Kader trainieren. Das war in den Spielen gegen Schweich und Mehring deutlich spürbar, da uns in den entscheidenden Momenten die letzte Spritzigkeit gefehlt hat. Teilweise haben wir es uns selbst schwer gemacht – durch kleine Ungenauigkeiten im Spielaufbau, insbesondere im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor. Auch ein unsauberes Passspiel und die fehlende letzte Konsequenz im Defensivverhalten waren ausschlaggebend dafür, dass wir die Spiele letztlich nicht zu unseren Gunsten entscheiden konnten.
11ER: Was fehlt Ihrem Team momentan zu einer echten Spitzenmannschaft?
Jung: Insgesamt verfügen Salmrohr, Tarforst und Schweich derzeit einfach über einen breiteren Kader als wir. Wir ordnen uns nach wie vor hinter diesen drei Top-Teams ein, wollen aber weiterhin alles daransetzen, für die Spitzenteams ein unangenehmer Gegner zu sein. In Salmrohr müssen wir zur Halbzeit eigentlich in Führung liegen, geben das Spiel dann jedoch innerhalb von zehn Minuten aus der Hand. In engen Partien fehlt uns oft die letzte Präzision im Abschluss vor dem gegnerischen Tor. Defensiv müssen wir es schaffen, auch unter Druck, die Ruhe zu bewahren und individuelle Fehler auf ein Minimum zu reduzieren.
11ER: Wo sehen Sie Ihre Mannschaft im Ranking vor dem Winter positioniert?
Jung: Wir haben in den kommenden Wochen noch einige anspruchsvolle Spiele vor uns, aber die Mannschaft zieht hervorragend mit. Die verletzten und erkrankten Spieler sind wieder zurück, sodass wir auch unter der Woche wieder intensiv trainieren können. Wir richten den Blick derzeit gar nicht so sehr auf die Tabelle, sondern konzentrieren uns – wie bisher – von Spiel zu Spiel. Wir wissen, dass wir in der Lage sind, gegen jeden Gegner zu bestehen. Entscheidend wird sein, weiterhin hart und fokussiert zu arbeiten, um die Basis dafür zu schaffen, unsere Spiele am Wochenende erfolgreich bestreiten zu können.
11ER: In wieweit kann Jeremy Kaiser das Spiel schon beleben? Wo fehlt es bei ihm noch? Welche guten Ansätze bringt er mit?
Jung: Jere war lange verletzt und trainiert erst seit rund drei Wochen wieder vollständig mit der Mannschaft. Er bringt viel Erfahrung mit, und seine körperliche Präsenz, gepaart mit seiner hervorragenden Übersicht und seinem sauberen Passspiel, hilft uns bereits jetzt enorm – besonders im Spielaufbau. Aktuell befindet sich Jere bei etwa 70 Prozent seiner Leistungsfähigkeit. Er wird von uns weiterhin die nötige Zeit bekommen, um Schritt für Schritt zu seiner alten Stärke zurückzufinden.
11ER: Jetzt wartet mit Tarforst der nächste dicke Brocken. Welche Dinge stehen in den drei Einheiten der Woche auf dem Programm?
Jung: Wir werden weiterhin an gruppentaktischen Feinheiten arbeiten und uns durch intensive Trainingseinheiten bestmöglich auf Tarforst vorbereiten. Tarforst ist in dieser Saison das Schwergewicht der Liga und aktuell das Maß aller Dinge.Trotzdem wollen wir das Spiel mutig und offen gestalten. Wenn alle 16 Spieler an ihre Leistungsgrenze gehen und wir das nötige Quäntchen Spielglück auf unserer Seite haben, werden wir alles daransetzen, Tarforst zu ärgern.
11ER: Wer unterstützt Sie in welchem Maße in der Trainingsarbeit?
Jung: Andy Steffen unterstützt mich unter der Woche bei den Trainingseinheiten und übernimmt regelmäßig auch komplette Einheiten. Carsten Bach kümmert sich um unsere Torhüter und steht uns an den Wochenenden während der Spiele tatkräftig zur Seite. Wir haben uns als Team sehr gut zusammengefunden, und die Zusammenarbeit mit beiden macht Woche für Woche richtig Spaß.
11ER: Was zeichnet den FSV Tarforst aus?
Jung: Tarforst verfügt mit Abstand über den besten Kader der Liga. Besonders im offensiven Bereich besitzen sie enorme Qualität und zugleich große Flexibilität durch unterschiedliche Spielertypen. Sie haben eine sehr gute Mischung aus jungen, hungrigen Spielern und erfahrenen Akteuren, wie etwa Flo Weirich oder Benjamin Arnold. Auch Trainer Paddy Zöllner bringt jahrelange Erfahrung mit und kennt den regionalen Fußball in- und auswendig, sodass sich sein Team auf jeden Gegner optimal einstellen kann. In dieser Saison können sie sich, wenn überhaupt, nur selbst schlagen.
11ER: Könnte Jeremy Kaiser als ehemaliger Tarforster ein möglicher Schlüssel sein oder ist der Druck, ihn von Anfang an zu bringen, zu groß?
Jung: Ich glaube nicht, dass Jere das Spiel gegen Tarforst als „Druck“ empfindet. Wie bereits erwähnt, ist er noch nicht bei 100 Prozent. Wir werden die Trainingswoche abwarten und sehen, wie er das Spiel gegen Salmrohr verkraftet hat. Grundsätzlich ist er aber wieder ein Kandidat für die Startelf.
11ER: Welche Stärken sehen Sie bei Ihrem Bruder Jonas? Er hatte ja schon aufgehört mit dem Fußball?
Jung: Jonny wollte nach zwei Kreuzbandrissen noch einmal zeigen, was in ihm steckt. Er hatte eine gute Vorbereitung und kann seine Rolle sehr gut einschätzen, wobei er bereits mehr Einsatzzeiten bekommen hat, als er selbst wohl erwartet hätte. Durch seine Mentalität und seine intensive, wilde Spielweise kann er das Momentum immer wieder auf unsere Seite bringen. Darüber hinaus sorgt er generell für ein positives Mannschaftsklima. Es ist schön, ihn – auch aus Brudersicht – wieder bei uns zu haben.
11ER: Welche Stärken bringt Nils Lehnert mit?
Jung: Nils ist einer der besten Verteidiger der Liga und zudem unser Kapitän, der die Mannschaft souverän anführt. Durch seine körperliche Robustheit verfügt er über ein hervorragendes Zweikampfverhalten, insbesondere beim mutigen Spiel bzw. Verteidigen nach vorne. Trotz seiner noch jungen Jahre bringt er bereits viel Erfahrung mit und lenkt unser Spiel sicher von hinten. Weiteres Potenzial liegt sicherlich in der Genauigkeit und Präzision seines Passspiels. Insgesamt macht Nils aber einen hervorragenden Job.