11ER: Eine vorentscheidende Partie in Laufeld wurde vergangenen Samstag mit 4:5 verloren. Wie konnte das eigentlich passieren, nach dem Ihre Mannschaft nach der Halbzeit mit 3:2 vorne lag?
Björn Griebler: Um das zu verstehen, muss man das gesamte Spiel Revue passieren lassen. Die ersten 15 Minuten haben wir komplett verschlafen. Schiffels und Salzburger hatten relativ einfaches Spiel, als die Abwehr nach Tiefenbällen oder Schnittstellenpässen entblößt wurde. Wir haben in jener Phase nur mit tiefen Bällen hantiert und vorne viel zu lethargisch angegriffen. Laufeld hat es bei Ballgewinn immer wieder probiert, uns mit langen und tiefen Pässen zu überraschen. Dann kam unsere stärkste Phase. Bene Kaufmann setzte sich im Eins-gegen-eins durch schoss per Flachschuss ins lange Eck ab. Beim 2:2 durch Alex Schiffmann war es ähnlich, nur über die linke Seite. Ab der 30. Minute hatten wir das Spiel total im Griff, zelebrierten schöne Kombinationen durchs Mittelfeld und haben auch defensiv nichts mehr zugelassen. Da konnte Laufeld froh sein, das es mit 2:2 in die Halbzeit ging. In der Halbzeit haben wir gewechselt, Moritz Krewer kam für Tim Bechtel und hat mächtig Druck aufgebaut. Der hat sich dann über rechts stark durchgesetzt und auf Florian Blesius zurückgelegt, der aus kurzer Distanz nur noch einzuschieben brauchte. Dann aber kam der Knackpunkt, über den wir hier sprechen: Laufeld brachte drei frische Leute und die haben noch mal eine ganz andere Mentalität ins Spiel gebracht und uns den Schneid abgekauft. Plötzlich war Laufeld stets ein Schritt schneller und aggressiver. Wir kamen damit überhaupt nicht klar und haben das Spiel hergeschenkt. Gerade wenn man einen 2:0-Rückstand aufholt, darf man ein Spiel nicht mehr so abgeben. Mit einem Sieg hätten wir den Klassenerhalt vorzeitig klarmachen können. Die drei Gegentore waren eigentlich völlig unnötig. Dem Elfmeter war ein Foul von Adrian Ehses vorausgegangen. Mike Roth war zwar in der richtigen Ecke, doch der Elfer war präzise flach ins rechte Eck gezirkelt. Moritz Krewer hat sich für seinen Aufwand anschließend mit dem 4:5 belohnt, doch wir haben es dann verpasst, noch den Ausgleich zu erzielen, der ja zum Klassenerhalt gereicht hätte.
11ER: Was ist denn das Kernproblem der Mannschaft?
Griebler: Dieses Spiel war sinnbildlich für die ganze Saison: vorne hui, hinten pfui. Wenn man auswärts vier Tore schießt, dann sollte man davon ausgehen, dass man ein Bezirksligaspiel gewinnt. Noch dazu, wenn man einen 0:2-Rückstand aufholt und das Spiel dreht. Wir haben es verpasst, den Sack zuzumachen. Doch ich muss es noch mal betonen, es hat sich nichts Dramatisches geändert, wir haben es selber in der Hand und am Samstag ein richtiges Endspiel.
11ER: Was wissen Sie über den kommenden Gegner, der ja auch noch punkten muss, um auf Nummer sicher zu gehen?
Griebler: Die SG Langsur ist mit Sicherheit mit ihrer Saison ebenso unzufrieden. Sie haben sicherlich nicht damit gerechnet, am letzten Spieltag noch gegen den Abstieg zu kämpfen. Das ist aber Nichtsdestotrotz eine Mannschaft, die mit sehr guten Einzelspielern bestückt ist und ihre Stärken ganz klar in der Offensive hat.
11ER: Welche taktische Ausrichtung ist generell denkbar, schließlich reicht ein Unentschieden zum Fixieren der Klasse?
Griebler: Zunächst ist es kaum planbar, auf Unentschiedne zu spielen. Das könnte zudem in die Hose gehen. Das wichtigste ist, dass wir defensiv stabil stehen. Das erscheint angesichts von 99 Gegentreffern in dieser Saison schon fast unmöglich und ist uns in den seltensten Fällen gelungen. Wir werden aber nichts über den Haufen werfen. Für uns ist eine konzentrierte und engagierte Trainingswoche ausschlaggebend und ganz wichtig, die Jungs nach dem 4:5 in Laufeld wieder aufzubauen. Das war am Samstag schon ein schwerer Nackenschlag, da gilt es die Köpfe wieder aufzurichten. Man braucht auch nicht darüber zu reden, was taktisch richtig oder falsch ist. Es ist ein klares ,Do or die-Spiel’. Der Gewinner bleibt drin, der Verlierer muss nach den Ergebnissen, etwa in Tawern und Rascheid schauen, ob es reicht. Wir wollen eine Zitterpartie unbedingt verhindern und das Spiel gewinnen.
11ER: Was passiert bei einem möglichen Abstieg?
Griebler: Natürlich möchte niemand absteigen. Dass wir aber auf die Saison gesehen nur um den Klassenerhalt kämpfen, war jedem bewusst. Wenn man dann fast 100 Gegentore kassiert, ist es eigentlich verrückt, überhaupt noch eine Chance zu haben, dass man drin bleibt. Das wiederum spricht für den Charakter und die Mentalität der Mannschaft. Schade ist, dass wir hätten es schon vor ein, zwei Wochen klarmachen können. Bei einem Abstieg würde nichts passieren, weil die Mannschaft zusammenbleibt und der Verein auch so aufgestellt ist, dass es in der A-Liga weitergeht wie bisher auch. Der Spaß im Verein und in der Gemeinschaft steht im Vordergrund. Der Verein definiert sich nicht über die Spielklasse.
11ER: Sie haben zur neuen Saison angekündigt, nicht mehr als Trainer beim SV Zeltingen-Rachtig an der Seitenlinie zu fungieren und künftig beim Rheinlandligisten Rot-Weiss Wittlich das Coaching zu übernehmen. Ihr Spielertrainerkollege Pascal Meschak wird zur neuen Saison auch nur noch Spieler sein. Ist ein Nachfolger bereits bekannt?
Griebler: Ein Nachfolger ist meines Wissens nach noch nicht bekannt. Sehr wohl stehen Gespräche wohl vor einem Abschluss, aber noch ist nichts schriftlich fixiert oder spruchreif.
11ER: Wie können Sie Benedikt Kaufmann charakterisieren?
Griebler: Bene war für uns ein absoluter Glücksfall. Wenn man sich einen Spieler wünschen könnte, der extern dazu stößt, dann wäre es genau so jemand wie Bene. Fußballerisch überragend, extreme Schnelligkeit und brutaler Abschluss. Er kann ein absoluter Unterschiedsspieler sein, der dies aber noch zu wenig umsetzt und zu wenig von seinen Qualitäten Gebrauch macht. Bene selbst weiß wahrscheinlich gar nicht, wie gut er ist. Aber für uns ist er ganz klar einer der besten Spieler in der Bezirksliga und darüber hinaus menschlich ein absoluter Gewinn für den gesamten Verein.
11ER: Welche Stärken bringt Benjamin Lenz mit?
Griebler: Benni ist wohl einer der athletischsten und fittesten Spieler, die in der Bezirksliga aktiv sind. Er lebt für den Sport und arbeitet darüber hinaus auch im privaten Bereich immer wieder an seiner Fitness und übernimmt ab und an auch im Training spezielle Krafteinheiten, die zwar bei den Spielern äußerst unbeliebt sind, aber jeden Einzelnen weiterbringen. Benni hat einen enormen Ehrgeiz, kann damit auch den ein oder anderen Mitspieler und uns Trainer zur Verzweiflung bringen. Der ist ein Vorbild für alle und will immer gewinnen. Benni und der Mannschaft würde es gut tun, wenn er auf dem Platz länger geduldiger und positiver wäre. Aber auch das spricht auf der anderen Seite für seinen unbändigen Ehrgeiz.