Ein Derby feiert eine feierliche Premiere: Noch nie gab es in der Bezirksliga ein Aufeinandertreffen zweier Mannschaften aus der Kreisstadt Wittlich. Branchenführer war seit Jahrzehnten die etablierte SG Wittlich/Lüxem/Neuerburg, die vor zwei Jahren in die Überkreislichkeit zurückkehrte. Eben gegen jenen Gegner, dem man am Samstag ab 19.00 Uhr im Wittlicher Sportzentrum gegenübersteht. 

Es ist kein gewöhnliches Derby und kein gewöhnliches Fußballspiel: Mit Rot-Weiss Wittlich und der SG Wittlich stehen sich am Samstagabend zur besten Fußballzeit am Wittlicher „Bürgerwehr“ zwei Lokalmatadoren aus einer Stadt gegenüber. Seit vielen Jahren haben die Wittlicher oder auch mal die Lüxemer die Szenerie in der Säubrennerstadt geprägt. Doch der schlafende Riese ist erwacht. Einst unter dem Namen SV Türkgücü Wittlich 1993 gegründet, durchlief das aus vielen Nationalitäten bestehende Team die Niederungen der B-Klasse im Spielkreis Mosel, bis es schließlich in die Kreisliga A aufstieg. Die Entwicklung ging rasant nach oben. Zweimal scheiterte das Team in den letzten Jahren knapp am Aufstieg in die Bezirksliga – einmal sogar an der Lokalmannschaft. Das 1:2 vor zwei Jahren fand mit 1.200 zahlenden Zuschauern über die Grenzen des Sportbezirks Trier Beachtung. Damals entschieden Details über Aufstieg oder Nichtaufstieg. Jetzt scheinen sich die Vorzeichen umzukehren. Rot-Weiss hat einen starken Saisonstart hingelegt und ging in vier von fünf Spielen als Sieger vom Platz. „Das spielerische Potenzial der Mannschaft ist enorm hoch. Wir freuen uns auf Akteure, die bereits höherklassig unterwegs waren und ein unglaubliches Tempo mitbringen. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass auch wir Lernende sind. Wir sind ein Aufsteiger und wollen unter die besten Drei.“ Die Worte von RW-Sportchef Mehmet Akin klingen selbstbewusst und demütig zugleich. Akin war beim Endspiel 2017 nur Zuschauer. „Die Mannschaften von damals sind kaum miteinander zu vergleichen. Rot-Weiss hatte damals fünf Brasilianer im Team, war mit Fatih Sözen und Deniz Siga und den beiden Kahyaoglus auch stark besetzt. Doch das Team ist weiter gereift und hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Es ist auch nicht einfach, acht Nationalitäten unter einen Hut zu bringen.“ Einer, der den Unterschied ausmachen kann, ist Meliani Saim. Der gelernte Stürmer ist universell einsetzbar. „Meliani ist überall zu finden, spritzig, schnell und arbeitet auch defensiv“, sagt Akin, der die Taktik von Trainer August Schlotter noch nicht verrät. „August ist kein Typ, der die Taktik großartig ändert. Wir wollen stabil stehen, schnell umschalten und das Spiel gestalten.“ Das Lokalteam aus Lüxem muss aufgrund von Personalproblemen „extremst improvisieren. Zwei Leistungsträger fallen definitiv aus, sechs weitere Spieler stehen auf der Kippe. Wir sind am Samstag klarer Außenseiter“, schiebt SGW-Trainer Christoph Krähling die Rolle des Favoriten weiter. Doch er gibt sich auch kämpferisch: „Für mich bleibt es trotzdem ein Spiel auf Augenhöhe. Wir werden uns nicht verstecken und uns nicht in die Hose machen. Wir sind auch in der Lage, im Mittelfeld hoch zu pressen und gut umzuschalten. Wir freuen uns auf ein emotionsgeladenes Derby.“
Wittlich, Sa., 21.9., 19.00h