Ein völlig verrücktes Spiel sahen die Zuschauer im Trierer Stadtteil Heiligkreuz.

Nach einer halben Stunde waren die Hochwälder nach Toren von Mario Kettern, der nach einer schnellen Umschaltbewegung von Lukas Rausch steil geschickt wurde und aus 14 Metern in den Winkel traf, sowie von Jakob Reichert, der einen verunglückten Querpass in der VfL-Abwehr erlief, mit 2:0 bereits enteilt. Der spätere Matchwinner Raul Cosano Kreutzer brachte wenige Minuten vor der Halbzeit den VfL ins Spiel zurück. Der 20-jährige Angreifer traf nach Flanke von André Lenz am langen Pfosten stehend per Kopf – 1:2 (41.). Sechs Minuten nach Wiederbeginn war es erneut Kreutzer, der mit einer tollen Einzelleistung mit einem Schlenzer ins lange Eck zum 2:2 netzte und neue Hoffnungen weckte. Und es wurde noch besser: Nachdem Christopher Kunsmann regelwidrig zu Fall kam und Kreutzer sich des Elfmeters annahm, stand es in der 72. Minute 3:2 für die Heiligkreuzer. Zwar war SG-Torwart Tobias Weiland mit einer Hand noch dran, doch die Kugel kullerte links über die Linie. Den Husarenstreichen des 20-Jährigen nicht genug: Als Felix Finkenberg einen Steckpass auf Kreutzer spielte und dieser anschließend mit einem Chipball den herausstürzenden Weiland überwand, stand es vier Minuten vor Ende 4:2 für die Hausherren. Sollte das endlich reichen für den ersehnten Sieg des VfL? Doch Rausch machte es drei Minuten vor dem Ende nochmals spannend, als der Stürmer der Hochwälder eine Flanke von Nick Reichert entgegen der Laufrichtung von Maurice Mangerich im VfL-Kasten ins lange Eck köpfte – 4:3 (87.). In den Schlussminuten hielt sich der VfL schadlos und fuhr einen mega wichtigen Dreier im Abstiegskampf ein. Es war der erste Sieg des VfL Trier nach zuvor fünf Niederlagen in Folge und der erste in diesem Kalenderjahr überhaupt, nachdem es zu Beginn der Frühjahrsrunde gegen den SV Föhren nur ein 1:1-Unentschieden gegeben hatte. Mit diesem Erfolg haben die Heiligkreuzer die Abstiegsränge erstmals seit Wochen wieder verlassen und stehen mit aktuell 20 Punkten über dem Strich. VfL-Trainer Marco Neumann sprach nach den 90 Minuten von „einem Spiel der Emotionen. Es war ein Auf und Ab der Gefühle und auch ein wildes Spiel. Der Sieg ist verdient, weil wir eine unfassbar gute zweite Halbzeit gespielt haben. Doch es war auch ein Zittersieg, weil Kell in der 90. Minute nach seinem 3:4-Anschlusstreffer noch einen Pfostenschuss hatte“. Wie Neumann berichtet, brauche er solche Spiele nicht jedes Wochenende. „Niederkell ist gut gestartet und hat 90 Minuten mit ausnahmslos langen Bällen operiert. Zudem hatten wir mit Jakob Reichert extreme Probleme.“ Er fügte an, dass der Knackpunkt das 1:2 gewesen sei. „Der Anschlusstreffer kurz vor der Halbzeit fiel mitten in eine Drangphase der Keller. Und bei der Halbzeitansprache waren alle davon überzeugt, dass wir das Spiel noch drehen. Da haben wirklich alle dran geglaubt. So haben wir auch bis zum 4:3 das beste Spiel abgeliefert, was der VfL unter mir absolviert hat. Wir haben ja noch drei Hundertprozentige ausgelassen. Vielleicht muss ich die Jungs ab und an daran erinnern, dass man einen 4:2-Vorsprung auch mal verwalten oder verteidigen muss, anstatt weiter mit Mann und Maus nach vorne zu spielen und Konterräume zu riskieren. Da müssen wir vielleicht ein bisschen defensiver denken.“ Matchwinner Raul Cosano Kreutzer bekam natürlich auch sein „Fett weg“. Neumann: „Raul hat ein unglaubliches Spiel abgerissen und wurde mit vier Toren zum absoluten Matchwinner. Er nimmt sich mit seinen 20 Jahren den Ball zum Elfmeter und hatte da richtig dicke Eier. Raul ist eine mentale Sau im positiven Sinne.“