Nach dem Gipfeltreffen zwischen Spitzenreiter FSV Tarforst und Verfolger SV Sirzenich bleiben beide Mannschaften nach sieben Spieltagen ungeschlagen. Dabei hätte die Partie kippen können und alles wäre in eine andere Richtung gelaufen.

Doch ein genialer Moment bescherte den Gästen doch noch einen Zähler. Bis in die dritte Minute der Nachspielzeit wähnte sich der unangefochtene Tabellenführer aus dem Trier Höhenstadtteil als Sieger einer auf hohem spielerischen und läuferischen Niveau stehenden Spitzenbegegnung. Nach ausgeglichenem ersten Abschnitt und eher wenigen Möglichkeiten auf beiden Seiten nahm die Partie erst zu Beginn des zweiten Durchgangs Fahrt auf. Nach Eckball von Yannic Theile auf den kurzen Pfosten lief Robin Esser perfekt ein und köpfte die Kugel präzise ins lange Eck zur Sirzenicher Führung (48.). Die Freude über die Führung der Gäste währte aber nur zehn Minuten, bevor der FSV nach einem Chipball ins Zentrum uns eines anschließenden Querpasses von Caspar Suder durch Fabian Wey zum Ausgleich kam (58.). Eine entscheidende Wende zugunsten des Spitzenreiters hätte der FSV vier Minuten später einleiten können, als Schiedsrichter Christoph Selbach-Schneider nach einem Foul an Nico Neumann auf den Punkt zeigte – doch Nicola Rigoni den flach und ohne Schmackes getretenen Strafstoß nicht im Sirzenicher Kasten unterbrachte. Felix Bollig war blitzschnell abgetaucht und fing den Ball sogar (62.). Neumann scheiterte anschließend mit einem Kopfball an Bollig. Sirzenich versteckte sich nicht, brachte sich mit Verlagerungen, unglaublichem läuferischen Aufwand und blitzschnellem Umschaltspiel selbst in gute Abschlusssituationen. So lenkte Tarforsts Torwart Felix Kloy gedankenschnell einen Freistoß von Kevin Walter um den Pfosten (65.). Ein glückliches Händchen bewies FSV-Coach Patrick Zöllner, als er in der 75. Minute mit Leo Reh und Elias Heitkötter zwei Rekonvaleszenten in die Partie brachte. Als der junge Reh eine Linksflanke ins Zentrum zog und Heitkötter mit seinem ersten Ballkontakt einschob, stand es nach 77 Minuten 2:1 für die Hausherren. Sirzenich gab sich nicht geschlagen, spielte weiter mutig nach vorn und setzte alles auf eine Karte – und wurde tatsächlich noch belohnt: In der vierminütigen Nachspielzeit bejubelten der SVS dann doch noch den Treffer zum 2:2-Endstand. Nach einem Freistoß von Luca Bierbrauer auf Rechtsaußenposition war der erst ein paar Minuten zuvor eingewechselte Tobias Geib mit einem herrlichen Hackentor zur Stelle und ließ den Gästeanhang jubeln (90.+3). Mit der letzten Aktion in einer hochklassigen Bezirksligapartie durch Florian Weirich rettete der ausgezeichnete Bollig im Gästetor den Sirzenichern doch noch einen wertvollen Punkt. Tarforsts Coach Patrick Zöllner beschrieb die Partie so: „Gestern endete das Spitzenspiel auf der Tarforster Höhe mit einem 2:2-Unentschieden. Wie erwartet haben wir das Spiel von Beginn an gestaltet, während Sirzenich zunächst auf eine kompakte Defensive setzte und mit schnellen Kontern Nadelstiche setzen wollte. Das haben sie auch gut umgesetzt. Wir hatten viel Ballbesitz, fanden aber schwer in gefährliche Räume, auch weil unsere Standardsituationen an diesem Tag nicht die nötige Qualität hatten. Sirzenich hatte eine gute Möglichkeit durch Walter, der am langen Pfosten vorbeischoss. Auf unserer Seite gab es einen Distanzschuss von Florian Weirich sowie eine vielversprechende Aktion über Nico Neumann, bei der das letzte Zuspiel in die Mitte und die Laufwege aber nicht zusammenpassten. So ging es leistungsgerecht mit 0:0 in die Pause.“ Der FSV-Trainer sah dann eine wesentlich knackigere und flottere zweite Hälfte. „Die zweite Halbzeit nahm dann richtig Fahrt auf und bot den Zuschauern ein intensives Bezirksligaspiel. Kurz nach Wiederanpfiff ging Sirzenich nach einer Ecke durch Esser mit 1:0 in Führung. Wir erhöhten daraufhin den Druck und kamen erst durch Wey zu einer guten Möglichkeit, ehe wir in der 58. Minute verdient den Ausgleich erzielten: Nach einem Chipball ins Zentrum legte Caspar Suder quer und Wey vollendete zum 1:1. Nur wenig später bekamen wir nach einem Foul an Nico Neumann einen Elfmeter zugesprochen, den Rigoni jedoch vergab. In dieser Phase hätten wir das Spiel drehen können. Weitere Chancen durch Neumann per Kopf und auf der anderen Seite ein starker Freistoß von Walter, den Kloy hervorragend parierte, hielten die Partie offen.“ Wie der 50-Jährige betonte, brachte er mit den Einwechslungen zweier Spieler den entscheidenden Impuls in die intensive und guklassige Partie. „Es folgte eine Geschichte, die man als Trainer nicht besser schreiben könnte: In der 75. Minute brachte ich Leo Reh und Elias Heitkötter nach längerer Verletzungspause ins Spiel. Nur zwei Minuten später flankte Reh ins Zentrum, und Heitkötter traf fast mit seinem ersten Ballkontakt zum 2:1. Danach ließen wir aus dem Spiel heraus kaum noch etwas zu, doch in der Nachspielzeit nutzte Sirzenich einen seitlichen Freistoß, den Geib per Hacke zum 2:2 vollendete. In der 94. Minute hatten wir durch Florian Weirich noch die große Chance auf den Sieg, doch Bollig im Sirzenicher Tor parierte stark, sodass es beim Unentschieden blieb.“ Sein Fazit hätte Zöllner dann auch nicht besser beschreiben können: „Unterm Strich war unsere Leistung nicht ganz so dominant wie in den Wochen zuvor, was sicher auch daran lag, dass Sirzenich es uns sehr schwer gemacht hat. Sie haben eine junge, gute Mannschaft, die leidenschaftlich gespielt hat, und sich das Unentschieden am Ende verdient. Für uns war es trotzdem ein wertvoller Punkt im Spitzenspiel.
Sirzenichs Trainer Tillmann Schweitzer bleibt angesichts des neuerlichen Punktgewinns gegen ein Spitzenteam bescheiden in seiner Zukunftsprognose. „Die Jungs haben einmal mehr eine Riesenmentalität gezeigt und den Charaktertest in Tarforst gegen eine sehr starke Mannschaft bestanden. Jetzt irgendwie abzuheben, nur weil wir nach sieben Spieltagen noch ungeschlagen sind, wäre nicht der richtige Ansatz. Es war ein weiterer Punkt gegen den Abstieg. Nur darum geht es angesichts der wieder auf fünf Spieler angewachsenen Verletztenliste.“ Seine Mannschaft habe eine „sehr hohe Intensität an den Tag gelegt. Aus dem Spiel heraus haben wir sehr wenig zugelassen, weil wir um die spielerischen Stärken und die starken Seitenverlagerungen von Tarforst wussten. Nach dem 1:2 haben wir auf ein 3-4-3 umgestellt. Es war dann überragend, wie Tobi Geib das Tor mit der Hacke macht – typisch Thomas Müller-Manier ins lange Eck. Es war wieder toll anzusehen, welche überragende Mentalität die Jungs gezeigt haben.“ Der FSV Tarforst bleibt Spitzenreiter, doch auch der SVS ist als erster Verfolger auch noch ohne Niederlage.