11ER: Nach dem Sieg gegen die SG Fell konnte Ihre Mannschaft den zweiten Tabellenplatz festigen. Wie bewerten Sie die erste Saisonhälfte?

Stefan Reifenberg: Im Grunde können wir mit unserer ersten Saisonhälfte zufrieden sein. Vor allem was den mannschaftlichen Zusammenhalt betrifft, haben wir einen großen Schritt im Vergleich zur Vorsaison gemacht. Jetzt ist jeder Spieler für den anderen da, geht zusätzliche Wege und erledigt, frei gesagt, auch die Drecksarbeit für seinen Mitspieler.

11ER: Wo liegen die Gründe für diese Veränderung?
Reifenberg: Das Problem der letzten Jahre war, dass die Erwartungshaltung von innen und außen sehr hoch war. Es war eigentlich immer Druck auf dem Kessel. Die Mannschaft hat viele gute Spieler, die bereits höherklassig spielten, da entwickelt sich automatisch ein Anspruch und es ist vom Aufstieg die Rede. Als ich in der letzten Saison anfing, habe ich gleich gesagt, dass es Zeit braucht, bis sich Mannschaft und Trainer aneinander gewöhnen und wir uns weiterentwickeln. Alleine schon, um auch die Probleme zu identifizieren, die die Mannschaft in den letzten Jahren hatte. Und dieses Problem ist zum einen der Druck. Der kommt auch von außen, indem immer wieder – überspitzt gesagt – Sprüche kommen wie „Ihr habt so eine super Sportanlage, ihr müsst doch aufsteigen“, „1. FC Steka“ oder anderes. Die Fidei wird automatisch als Aufstiegskandidat gesehen und oft holen die Gegner dann noch mal ein paar Prozent extra aus sich raus. Diesen Druck haben wir komplett von der Mannschaft genommen. Wir haben uns das Ziel gesetzt, uns mannschaftlich weiterzuentwickeln und die Grundtugenden immer wieder abzurufen. Wir haben die Mannschaft davon überzeugt, dass die Spieler 13, 14 oder 15 genauso wichtig sind wie die vier oder fünf, die in den Spielen vielleicht den Unterschied machen können. Und das merkt man jetzt. Ein anderes Problem war, dass wir uns zu oft aus dem Konzept haben bringen lassen. Da gab es unnötige Gelbe Karten oder Undiszipliniertheiten, wenn es mal hitzig wurde. Wir müssen in solchen Situationen einfach bei uns bleiben. Am letzten Wochenende spielten wir gegen Fell vor einer großen Kulisse auf einem schweren Platz. Dass es da nicht einfach wird und zu Nicklichkeiten kommen kann, ist klar. Das gehört dazu und wir schaffen es nun öfter, nicht den Faden zu verlieren.

11ER:
Neben diesen mentalen Aspekten – wo konnte sich Ihre Mannschaft spieltechnisch weiterentwickeln?
Reifenberg: Wir haben unser Aufbauspiel ein bisschen umgestellt, ziehen die Außen etwas höher und zentrale Spieler zur Absicherung etwas tiefer. Ein gutes Umschaltspiel unserer Gegner sorgte immer für Probleme, da wir grundsätzlich eine Mannschaft sind, die sehr offensiv denkt. Jetzt denken wir einen Ticken defensiver. Wir können den Gegner auch mal kommen lassen und dann umschalten. In eigenem Ballbesitz muss der Ball nicht immer nach zwei, drei Kontakten direkt nach vorne gespielt werden. Man kann ihn auch mal in den eigenen Reihen halten. Ballbesitz gibt Sicherheit – auch wenn er nicht direkt zu Chancen oder Toren führt.

11ER: Im nächsten Spiel wartet der Tabellendritte aus Mehring. Das Hinspiel ging mit 1:6 an Ihr Team – erwarten Sie ein solches Spiel auch an diesem Wochenende?
Reifenberg: Ich hatte vor der Saison zwei Meisterschaftsfavoriten: Franzenheim und Mehring – beide stehen jetzt oben. Mehring hat eine komplette Umstrukturierung hinter sich und greift mit vielen jungen, einheimischen Spielern neu an. Sie haben auch schon in der letzten Saison gezeigt – trotz der hohen Niederlagen gegen uns –, dass sie eine spielerisch gut ausgebildete Mannschaft sind, die über ihre mannschaftliche Geschlossenheit kommt. Von daher war mir auch nach unserem Hinspielsieg von vornherein klar, dass sie sich nach oben arbeiten werden. Man muss sich ja nur ihre letzten Ergebnisse anschauen, um zu sehen, dass sie eine gute Mannschaft sind. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe und nach den letzten Spielen werden sie versuchen, gegen uns zu punkten oder zu gewinnen. Wir wollen aber unser Ding durchziehen und als Sieger aus diesem Spiel hervorgehen. Alleine schon, um die Spannung in der Saison hochzuhalten und Franzenheim unter Druck zu setzen. Die Franzenheimer spielen ihren Stiefel zwar gerade gnadenlos runter, doch mit Blick auf das Spiel gegen sie wären drei Punkte Rückstand gut.

11ER: Wie ist die personelle Situation vor dem Spiel gegen Mehring?
Reifenberg: Personell sieht es sehr gut aus. Der Ein oder Andere kränkelt, doch bis auf Max Steffen sollten alle an Bord sein.