11ER: Ihre Mannschaft, die Sie zusammen mit Elmar Klodt coachen, erlebt derzeit einen absoluten Höhenflug. Wie ist die bislang überragende Saison zu begründen?
Till Schweitzer: Dass wir eine gewisse Qualität in der Mannschaft haben, war uns eigentlich vorher schon klar. Im Vorjahr hatten wir erhebliche personelle Probleme in Form von Verletzungen, beruflichen Abwesenheiten und Studium. Da sind wir auch mit viel Euphorie aufgestiegen, wurden aber recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Demut ist ein wichtiges Thema. Wichtig war, dass alle Spieler geblieben sind und wir einige neue Spieler an Land ziehen konnten. Es ist zudem eine gewisse Konstanz vorhanden in den Spielen als auch in der Leistung. Wir können derzeit nahezu mit der gleichen Mannschaft spielen. Es herrscht eine andere Einstellung und Mentalität, außerdem ist die personelle Situation trotz schon wieder fünf verletzter Spieler gut.
11ER: Der Kader ist breiter geworden und besitzt auch eine höhere Qualität. Welche Spieler kamen aus Verletzungen zurück – im Vergleich zum Vorjahr?
Schweitzer: Robin Esser, der sich im Vorjahr lange gequält hat, jetzt aber schmerzfrei ist. Bastian Neises, der nach Verletzungen viele Knieprobleme hatte, jetzt aber voll seinen Rhythmus gefunden hat. Er hat die komplette Vorbereitung mit gemacht. Kilian Düpré war über ein Jahr verletzt, hat kurz gespielt, sich aber wieder verletzt. Yannic Theile war die Rückrunde verletzt. Auch Simon Klodt ist wieder stabil und vollumfänglich einsatzbereit. Hinzu kamen Dominic Zimmermann mit Knieblessuren, Moritz Stemper ist seit April wieder dabei und auch Luca Clemens uns Kevin Walter, die immer mal wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen hatten, sind wieder an Bord.
11ER: Ist das jetzt nur eine Momentaufnahme mit Platz zwei oder steckt da mehr dahinter, was gewisse Ambitionen angeht?
Schweitzer: Nein, es gibt keine Ambitionen nach oben. Es ist eine schöne Momentaufnahme, die wir auch ein Stück weit genießen. Dies haben wir uns hart erarbeitet und auch verdient. In der Tat hätten wir sogar noch zwei, drei Punkte mehr haben können, doch die Punktzahl ist sehr zufriedenstellend. Doch aus dem sehr starken Saisonstart können wir keinerlei Ambitionen ableiten. Wir bleiben bescheiden und demütig.
11ER: Welche Ziele gelten denn jetzt?
Schweitzer: Primäres Ziel ist der Nichtabstieg. Wenn der erreicht ist, können wir uns irgendwann im Frühjahr neu orientieren.
11ER: An welchen Themen ist noch zu arbeiten?
Schweitzer: Aufgrund der personellen Situation, mit Verletzungen und beruflichen Fortbildungen, haben wir nur einen relativ kleinen Kader zur Verfügung in den Trainingseinheiten. Das erfordert wiederum von uns, das Beste daraus zu machen. Wir integrieren viele Spielformen ins Training wie Spielaufbau, Verschiebe-Verhalten und andere Abläufe. Wir wollen tatsächliche Abläufe wie im Spiel simulieren und viel Power und Intensität ins Training einfließen lassen.
11ER: Wie schätzen Sie den nächsten Gegner FSV Tarforst ein?
Schweitzer: Tarforst bringt 15 Jahre Rheinlandligaerfahrung und ein tolles Gesamtkonstrukt mit. Sie sind mit vielen Hochkarätern durchsetzt, darunter Nico Neumann, Benjamin Arnold, Nicola Rigoni, Moritz Hannappel oder Florian Weirich, die alle schon Regionalliga oder erste Liga in Luxemburg gespielt haben. Sie haben viele junge Spieler dazu gewonnen, die mit Qualität und Tempo überzeugen. Zu den erfahrenen Leuten gehören auch Benedikt Decker und Fabian Wey.
11ER: Sie waren früher auch Spieler beim FSV Tarforst. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Club?
Schweitzer: Ich habe die gesamte Jugend in Tarforst gespielt und bin dann als Kapitän der zweiten Mannschaft irgendwann gewechselt. Das waren schöne Jahre in den verschiedenen Jugendkategorien in der Bezirks- oder Rheinlandliga. Ich hatte viele Unterstützer und Jugendtrainer gehabt, wie Stephan Wicht und Georg Will. Noch immer fühle ich mich mit dem FSV Tarforst sehr verbunden. Erst viel später bin ich nach Udelfangen und unter Helmut Gorholt nach Sirzenich gekommen.
11ER: Was zeichnet Ihren Neuzugang Ibrahim Almoussa aus?
Schweitzer: Ibrahim ist erst 18 Jahre alt und ist schon jetzt ein Riesengewinn für die Mannschaft. Er ist auf den Flügeln zu Hause, besitzt eine gewisse Galligkeit, ist robust und schnell. Zudem ist Ibrahim torgefährlich, hat gute Laufwege und ein gut ausgeprägtes Spielverständnis.
11ER: Und wie können Sie Simon Klodt charakterisieren?
Schweitzer: Simon ist erst mal ein feiner Mensch, der schon immer in Sirzenich gespielt hat. Er hat so gesehen eine hohe Identifikation mit dem Verein. Simon gibt stets Vollgas über 90 Minuten, ist pfeilschnell, hat eine gute Technik – seine Passqualität ist enorm. Als zweikampfstarker Spieler hat er jüngst Jan Brandscheid vom FSV Salmrohr abgemeldet. Es ist eine super Entwicklung bei ihm zu sehen.