Der eine wäre am 31. Oktober 100, der andere ist am heutigen Dienstag 75 Jahre alt geworden. In dieser Woche feiert Deutschland mit Fritz Walter und Gerd Müller zwei seiner größten Fußballerhelden. Doch woher stammt dieser Kultstatus? Der 11ER klärt auf.

Fritz Walter

Am 31. Oktober 1920 in Kaiserslautern geboren hätte Fritz Walter am vergangenen Sonntag seinen 100. Geburtstag gefeiert. Auch 18 Jahre nach dem Tod der wohl größten deutschen Fußballlegende ist Walter überall präsent – zumindest in Pfalz, denn hier genießt der Fritz wie eh und je Kultstatus. 

Kein Wunder: Bereits als 17-jähriger rückte Walter in die erste Herrenmannschaft des FCK auf und spielte sich dort schnell in die Startelf. Schon in der Saison 1939/40 traf der Ausnahmekönner in 15 Spielen 30 Mal. Ein Talent, das auch dem damaligen Reichstrainer Sepp Herberger nicht verborgen blieb, mit dem Walter eine enge Freundschaft verbinden sollte. So bestritt Walter mit 19 sein erstes Länderspiel und erzielte beim 9:3-Sieg gegen Rumänien drei Tore. Wie viele Fußballkarrieren wurde aber auch Walters durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Zwar erwirkte Herberger für seine Schützlinge Privilegien, doch diese bewahrten den Pfälzer nicht davor, eingezogen zu werden. Nach mehreren Zwischenstationen landete Walter schließlich in der Luftwaffe, wo er in das Geschwader des berüchtigten Jagdfliegers Hermann Graf versetzt wurde. Dieser war ein begeisterter Fußballfan und scharrte einige der besten Spieler für seine Soldatenelf „Rote Jäger“ um sich.

Anfang Mai 1945 in Böhmen aufgegriffen und an die Rote Armee ausgeliefert, wurde Fritz Walter als Kriegsgefangener in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht. In einem Spiel mit sowjetischen Wachsoldaten wurde Walter erkannt und deshalb vermutlich von Lagerkommandant zusammen mit Bruder Ludwig vor dem sibirischen Gulag bewahrt. Später berichte Fritz Walter im Krieg nie einen einzigen Schuss abgegeben zu haben und das Spiel mit den Wärtern als das wichtigste seines Lebens. Schon Ende Oktober kehrten beide Brüder in ihre Heimat zurück, wo Walter sich auch abseits des Fußballplatzes am Wiederaufbau des 1. FC Kaiserslautern beteiligte. In der Folgezeit prägte Walter mit seinem fußballerischen Können die erfolgreichste Phase der Clubgeschichte: 1951 und 53 gewannen die Roten Teufel die Meisterschaft und scheiterten 48, 54 und 55 erst im Finale. Seinen wohl größten Erfolg feierte Fritz Walter jedoch im Trikot der Nationalelf, die er 1954 als Kapitän zum 3:2-Sieg gegen Ungarn und zum Wunder von Bern führte.
Trotz all dieser Erfolge gab es für Walter zeitlebens nur ein Vereinstrikot: das des 1. FC Kaiserslautern – lukrative Angebote von Atlético Madrid und anderen Vereinen schlug der bodenständige Pfälzer stets aus. Mit 38 beendete Walter seine aktive Karriere mit einer Bilanz von 327 Toren in 384 Spielen. Auch abseits des Fußballplatzes machte Walter mit seinem Einsatz auf sich aufmerksam. Die tiefe Verbundenheit zu seinem Heimatverein und der damit verbundene Kultstatus Walters ist noch heute im Betzenbergstadion zu spüren, das seit 1985 – anlässlich Walters 65. Geburtstag – in Fritz-Walter-Stadion umbenannt wurde. 2002 starb Walter ein Jahr nach seiner Frau Italia.

Gerd Müller

Nicht minder erfolgreich liest sich die Karriere vom „Bomber der Nation“ Gerd Müller. Am 3. November 1945 in Nördlingen geboren gilt Müller nicht nur als einer der besten Stürmer aller Zeiten, sondern ist mit 365 Toren in 427 Spielen auch Rekordtorschütze der Bundesliga. Von 1964 bis 1979 feierte er mit dem FC Bayern München vier Deutsche Meisterschaften, vier DFB-Pokaltitel, einen Weltpokal, einen Europapokal der Pokalsieger und drei Europapokale der Landesmeister. Zudem wurde Müller 1972 Europa- und 74 Weltmeister. Wie Walter lief Gerd Müller mit 17 das erste Mal für eine erste Herrenmannschaft auf und wurde nach 47 Toren in nur 28 Einsätzen gleich vom FCB verpflichtet. Unvergessen ist Müllers Saison 1971/72 in der er 40 Tore erzielte – bis heute Bundesliga-Bestwert. Auch in der Nationalelf zeigte sich der Bomber treffsicher und erzielte in 62 Spielen 68 Tore. 

Heute wird der Ausnahmestürmer 75 Jahre alt. Eine ausschweifende Feier dürfte nicht nur wegen strenger Corona-Beschränkungen ausfallen, denn Müller ist seit Jahren an Demenz erkrankt.