11ER: Die Mannschaft hat momentan einen Lauf und ist seit drei Spielen unbesiegt. Welche Dinge machen Sie im Trainerteam fest, dass die Mannschaft in dieser Saison so stabil auftritt?

Nico Hubo: Wir haben vor der Saison viel Energie und Zeit in Spielergespräche investiert. Dadurch konnten wir nochmal deutlich an Quantität zulegen. Das macht sich bereits bemerkbar, da wir trotz einiger Ausfälle immer einen guten Kader zur Verfügung haben. Dazu hilft es, wenn es mehr Kampf um die Plätze in der Startelf gibt und die Arrivierten nochmal gekitzelt werden. Dazu merkt man deutliche Verbesserungen im taktischen Bereich. Unser Augenmerk in der letzten Saison lag an der Arbeit gegen den Ball. Gerade in den Spielen gegen die Spitzenmannschaften hat man gemerkt, dass wir da deutlich verbessert agieren. Zusätzlich haben wir in dieser Runde den Fokus auf den Spielaufbau im ersten Drittel und das Übergangsspiel gelegt. Wir versuchen, in Zonen zu arbeiten und Abstände zu definieren, sodass auch bei Wechseln in der Startelf oder generell, wenn ein Spieler im Spiel verschiedene Positionen spielt, die Grundabläufe klar sind. Natürlich muss man auch sagen, viele Dinge sind Wunschdenken und im Detail nicht umsetzbar in unseren Bereichen, dennoch finde ich es gut, sich hohe Ziele zu setzen und zu versuchen, möglichst nah ran zu kommen in der Ausführung.

11ER: Es gab einige Neuerwerbungen vor der Saison. Wie können Sie die Neuzugänge beschreiben? Welche Stärken bringen sie mit, auf welchen Positionen sind sie überwiegend im Einsatz?

Hubo: Wie bereits gesagt, sind wir extrem froh, in dieser Saison eine große Kaderdichte zu haben. Gerade auf den Positionen, die uns in den letzten Jahren Probleme bereitet haben, wollten wir uns verbessern. So konnten wir mit Luca Marx für das offensive Mittelfeld einen Ideengeber für uns gewinnen. Er zeichnet sich durch gute Ideen und schnelle Auffassung von Spielsituationen aus. Dazu kommt, dass er im Pressing sehr gut die Trigger beim Gegner erkennt. Finn Streit ist unser Dauerbrenner in der Innenverteidigung. Ihn kannte ich schon lange aus der Jugend und wir haben ihn weiter verfolgt, als er zuletzt bei der SG Dist in der A-Liga Eifel aktiv war. Er zeichnet sich durch gutes Passspiel und im defensiven Eins-gegen-eins aus. Dazu haben wir mit Finn Bauer aktuell einen Jugendspieler, der extrem schnell im Seniorenbereich angekommen ist und die Dinge, die wir erwarten, schnell umsetzen kann. Gerade in den letzten Wochen gegen die Topspieler der jeweiligen Gegner, konnte er sich zeigen und sich defensiv mit guten Leistungen belohnen. Sebastian Schmitt kam ebenfalls aus der Jugend und ist als Torwart im Aufbautraining nach langer Verletzung. Hier erwarten wir uns sehr viel für die Zukunft, da er großes Potenzial mitbringt.
Niklas Ehlen kommt von Woche zu Woche immer besser rein. Er hatte leider trotz seines jungen Alters schon einige Verletzungsausfälle zu verkraften. Mit Ihm haben wir einen Leadertyp, der körperlich bereits extrem präsent ist. Bei ihm geht es um einen behutsamen Aufbau und Geduld.
Jonathan Süß kam aus einem Auslandsjahr in Australien zurück. Bei ihm erkennt man, dass die Anlagen da sind, ein richtig Guter zu werden. Gerade für Spieler wie ihn ist es enorm wichtig, eine gute zweite Mannschaft zu haben, damit man sich durch kontinuierliche Spielzeit entwickeln kann.
Henrik Sausen ist der letzte im Bunde der jungen Wilden. Auch er bringt großes Potenzial mit und ist, ähnlich wie Jonathan, eher im Offensivbereich einsetzbar. Er bringt viel Spielintelligenz mit und nimmt Dinge schnell auf. Er braucht noch Zeit, sich an das körperliche Spiel im Seniorenbereich zu gewöhnen, auch er hat bereits Einsätze in beiden Mannschaften gehabt und ich sehe Fortschritte in vielen Bereichen. Yamen und Yazan Douba kamen aus Daun. Sie sind durch Ihre vorherigen Stationen immer im Gespräch geblieben und wollten jetzt nochmal versuchen, sich höherklassig durchzusetzen. Leider fällt Yazan aktuell aus. Yamen hat sich mit guten Leistungen in der zweiten Mannschaft bereits einige Einsätze bei uns erarbeitet. Er zeichnet sich durch unbändigen Einsatzwillen und starke Laufbereitschaft aus.

11ER: Wie beschreiben Sie Ihre Rolle als Trainer? Wie sieht die Arbeitsteilung aus? Wer macht was?

Hubo: Aufgrund der Personaldecke in den letzten Jahren und der jungen Truppe, wollen wir quasi als zusätzliche Spieleroptionen bereit stehen, müssen aber nicht mehr unbedingt immer aktiv sein. Grundsätzlich haben wir eine große Durchlässigkeit in beiden Teams und es sollen gerade die jungen Spieler viel Spielzeit bekommen. Daher macht es Sinn, wenn wir als Wechselspieler für zehn oder 20 Minuten mit dabei sind und ein anderer Spieler in der zweiten Mannschaft 90 Minuten spielen kann.

11ER: Wie groß ist die Möglichkeit, dass ihre Mannschaft in dieser Saison eben nicht in Abstiegsgefahr gerät?

Hubo: Das wollen wir gar nicht thematisieren. Wir spielen Fußball, um zu gewinnen. Daher wollen wir jedes Spiel erfolgreich für uns gestalten. Wir wollen nach uns gucken, an uns arbeiten und dann sehen wir am Ende, wo wir zum Saisonendspurt stehen.

11ER: Aktuell gibt es einige Verletzte. Wie wichtig ist die Kaderbreite dabei?

Hubo: Verletzte Spieler gibt es eigentlich immer. Hier ist die Kaderbreite extrem wichtig. Aktuell verletzt fehlen: Tino Wittkowsky (Aufbau nach Kreuzbandriss, erst 26/27 wieder eine Kaderoption), Nils Valerius (Kreuzbandriss, OP im November, erst 26/27 wieder eine Kaderoption), Finn Hermann (Leiste, aktuell in Behandlung bei verschiedenen Spezialisten; noch offen wann Wiedereinstieg), Leon Gilz (Bänderverletzung Fuß, er fällt ungewöhnlich lang aus und hat weiterhin Probleme mit Belastung. Er hat immer wieder Wassereinlagerungen. Hier hoffen wir auf einen Einstieg zur Rückrunde, müssen den Heilungsprozess aber abwarten), Yazan Douba (fällt aufgrund Knieverletzung / Meniskus bis zur Winterpause aus), Lukas Valerius (wird aufgrund einer OP am Rücken noch bis zur Winterpause ausfallen, wir warten den Heilungsprozess ab und hoffen, dass er wieder im Winter in die Vorbereitung einsteigen kann), Nick Stülb (wird diese Woche an der Leiste operiert. Er hat einen Riss in der Leiste / Leistenbruch und ist dann wahrscheinlich ab der Wintervorbereitung wieder dabei).

11ER: Welche Einschätzung geben Sie über den SV Sirzenich ab?

Hubo: Sirzenich ist aktuell in Bombenform, was auch die anderen Gegner bisher schildern. Zudem ist ihnen Fortuna hold, sie konnten schon einige Last-Minute-Punkte einfahren. Sie haben eine junge Mannschaft, die sich durch viel Laufbereitschaft und vertikales Spiel auszeichnet. Die Mannschaft spielt sehr leidenschaftlich und wird schwer zu schlagen sein.

11ER: Welche Erinnerungen haben Sie an die Spiele im Vorjahr?

Hubo: Im Hinspiel waren die Bedingungen extrem schwierig. Durch Nebel stand ein Abbruch im Raum. Im Rückspiel stand viel auf dem Spiel und Sirzenich war nach der Nullnummer fast abgestiegen. Man merkte beiden Teams die Brisanz an und es war kein schönes Fußballspiel. Da hoffen wir jetzt auf deutlich bessere Leistungen auf beiden Seiten.

11ER: Welche Stärken besitzt Nils Schermann?

Hubo: Nils ist schon lange dabei und mittlerweile wird er eher im Offensivbereich eingesetzt. So ist er vom Spielertyp universell einsetzbar und war bis zum Seniorenbereich nur defensiv als Innenverteidiger oder auf der Sechs eingesetzt worden. Wir hatten die Idee, da er im Training immer wieder mit Dribblings und guten Ideen auffällt. Er ist extrem stark im Eins-gegen-eins und hat ein gutes Kopfballspiel, wodurch er immer wieder für Gefahr sorgt. Die Jungs staunen manchmal im Training nicht schlecht, wenn er drei, vier Spieler stehen lässt. Die Spielfreude auf das Wochenende zu übertragen und die Defensivbereitschaft sind zwei Fähigkeiten, an denen er noch arbeiten kann.

11ER: Worin sehen Sie die Stärken von Tilmann Meeth – der ist auch deutlich disziplinierter geworden, oder?

Hubo: Tilmann kam kurzerhand aufgrund der ausbleibenden Perspektive in Morbach als Trainer der zweiten Mannschaft zu uns. Da er seit Jahren erfolgreich im Jugendbereich als Trainer unterwegs ist, hatten wir schon seit längerem immer mal wieder Austausch. Die Integration hat gut funktioniert und er hat sich gut in der Mannschaft eingelebt. Er zeichnet sich durch seine Spielintelligenz, gute Schuss/Passtechnik und Willen aus. Sich selbst nicht zu stark zu fordern und ruhiger zu agieren, sind Dinge, die er weiter verbessern kann. Es ist extrem, wie er jede Woche von gegnerischen Spielern, Trainern oder Zuschauern bearbeitet wird. Das fällt im Verhältnis schon extrem auf. Hier würde ich mir wünschen, dass die Schiedsrichter unvoreingenommen in die Partie gehen und ihn mehr als Spieler schützen.