11ER: Nach der langen Siegesserie verlor man die letzten beiden Spiele gegen Ehrang II und Mehring. Wie lautet Ihr Fazit zu diesen Auftritten?
Alex Becker: Es war in gewisser Weise erwartungsgemäß, aber leider fielen beide Spiele ein bisschen hoch aus. Gegen Ehrang spielten wir eine gute erste Halbzeit, bekamen dann in der zweiten zwei unnötige Gegentore. Kassieren wir die nicht, schaffen wir es vielleicht noch mal anzugreifen. Gegen Mehring muss man klar sagen, dass sie eine Hausnummer zu groß waren. Die Qualität, die Simon Monzel zur Verfügung hat, ist beachtlich. Da bei uns Lukas Kollmann und Philipp Welter fehlten, Kai Morbach und Maik Scholer angeschlagen waren, hätte es von allen schon einen absoluten Sonnentag gebraucht, um eine Chance zu haben. Die Jungs entwickeln sich gut, haben zwischenzeitlich ja fünf Siege in Folge eingefahren, doch für ganz oben reicht es noch nicht. Wir haben viele junge Kerlchen in der Mannschaft. Wir wissen, was wir können und was wir nicht können. Das ist für den ein oder anderen Spieler ernüchternd, weil sie sich fragen, wie der Leistungsabstand so groß sein kann, doch da müssen die Jungs die Nerven behalten. Sie müssen sich Stück für Stück weiterentwickeln. Philipp Welter hat beispielsweise vier Jahre keinen Fußball gespielt, macht es jetzt richtig gut. Leo Marxen und Nick Hank sind ganz jung, spielen aber auch eine super Saison und auch viele andere haben Schritte nach vorne gemacht. Das sind Dinge, die wir sehen müssen. Sich mit einem Johannes Diederich oder Carsten Cordier zu vergleichen, die Oberliga-Erfahrung mitbringen, ist da nicht nötig.
11ER: Wo sehen Sie konkret noch Nachholbedarf im Vergleich zu den Topteams der Liga?
Becker: Wir können noch an unserer Kaltschnäuzigkeit und Cleverness arbeiten, sind teilweise einfach zu lieb. Da müssen unsere Jungs lernen, auch ein bisschen dreckiger zu spielen und mal das taktische Foul zu ziehen. Gegen Ehrang hätten wir zum Beispiel einen Elfmeter bekommen müssen, der nicht gepfiffen wird, weil unser Spieler nicht fällt. Ich finde die Mentalität unserer Jungs gut, alles spielerisch und fair lösen zu wollen, doch das ist dann teils kontraproduktiv. Auf der anderen Seite wollen wir nicht, dass sie schauspielern. Cleverness ist ein feiner Grad und in erster Linie Erfahrungssache. Die werden wir bekommen. Wichtig ist für einen kleinen Verein wie unseren, dass es so wenig Verletzungen wie möglich gibt und alle ihre Spielpraxis sammeln können.
11ER: Die SG Pölich schwankte in den vergangenen Jahren oft zwischen A- und B-Klasse. Welche Vorgaben macht der Verein aktuell?
Becker: Dem Verein ist es ganz wichtig, dass wir die Jugend spielen lassen. Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Als ich hier als Trainer angefangen habe, lag das Thema noch ein bisschen brach. Spieler wie Micheln, Hontheim, Engemann oder Schmitt, die alle weit Ü30 sind, spielten fast immer. Jetzt wollen wir immer mehr junge Spieler aufbauen und ihnen das Vertrauen schenken. Was die A-Klasse betrifft, haben wir keinen Druck und wollen nur eine ordentliche Saison spielen, im oberen Mittelfeld landen. Es ist wichtig, das Vereinsleben und beide Mannschaften zu erhalten. Auch in unserer Zweiten spielen viele junge Spieler und auch jetzt sind wir in Gesprächen mit weiteren. Da sich die Jugendarbeit schwierig gestaltet, ist es wichtig, beide Mannschaften am Leben zu halten.
11ER: Im nächsten Spiel wartet die SG Züsch, die ihre letzten beiden Partien ebenfalls verlor. Wie ist dieser Gegner einzuschätzen?
Becker: Es wird ein schwieriges Spiel. So wie es aussieht, spielen wir im Hermeskeiler Waldstadion auf einem tiefen, glitschigen Platz. Da wird es ein kampfbetontes und tagesformabhängiges Spiel werden, bei dem sich die Mannschaft durchsetzt, die den nötigen Biss hat. Andy Weber ist ein ähnlicher Trainertyp, versucht aus seinen Jungs alles rauszuholen und macht dort einen super Job. Trotzdem werden wir alles dafür geben, unsere Negativserie zu beenden.
11ER: Wie sieht es personell aus?
Becker: Kai Morbach wird seine Leiste richtig untersuchen lassen und in diesem Jahr nicht mehr spielen. Bei allen anderen entscheidet sich das in der Trainingswoche. Wir haben am Freitag noch einen Teamabend in der Weinstube von Simon Schömann. Danach werde ich mich wie immer mit Tobi Reichert zusammensetzen und versuchen, die erste und zweite Mannschaft bestmöglich aufzustellen.