Drei Fans – ein Ziel. 11ER-Herausgeber Alfred Bauer und die beiden Redakteure Stefan Himmer sowie Lutz Schinköth wollen mit ihren Vereinen das Finale des DFB-Pokals erreichen. Ali hat es als Bayern-Fan vermutlich am leichtesten, danach folgt Lutz als BVB-Anhänger und natürlich Stefan, der dem 1. FC Kaiserslautern sämtliche Daumen drückt. Ein Gespräch über das große Ziel Berlin.

Stefan: Lutz, heute Abend geht es gegen den VfL Wolfsburg. Wie schätzt du die Wölfe ein?

Lutz: Wolfsburg ist immer zu beachten. Sie waren nicht nur 2008/2009 Deutscher Meister, sondern haben immer noch einen qualitativ hochwertigen Kader mit sehr guten Individualisten, die immer in der Lage sind, ein Spiel bei einem vermeintlichen Favoriten zu gewinnen. Man sollte Wolfsburg auf keinen Fall unterschätzen. Aber das weiß auch jeder Dortmunder Spieler, hoffe ich. Das wird ein hartes Stück Arbeit.

Stefan: Deine Prognose?

Lutz: Ich tippe auf einen nüchternen 3:1-Sieg.

Ali: Im Gegensatz zu Lutz muss ich nun kontern. Wolfsburg hat am Wochenende 4:1 gegen Nürnberg gewonnen. Das war ein überlegener Sieg. Ivica Olic macht den VfL im Sturm unberechenbar und die Offensivabteilung ist stark. Wenn dann noch die Verteidiger mit nach vorne gehen, wie Naldo oder Marcel Schäfer wird es gefährlich. Marcel spielt für Ricardo Rodríguez, der gesperrt ist. Marcel ist eine Bank und ein überdurchschnittlicher Bundesligaspieler. Ich glaube, dass es für Dortmund nicht so einfach wird.

Stefan: Und wie soll Wolfsburg Dortmund schlagen? In Dortmund scheint das doppelt so schwer zu sein.

Ali: Man muss natürlich auf Lewandowski aufpassen. Ganz klar. Reus ist ebenfalls in starker Form. Die Offensive von Dortmund kannst du nie ganz ausschalten, der BVB wird seine Chancen bekommen. Deswegen sollte die Mannschaft versuchen, in den ersten 20/30 Minuten defensiv stabil zu stehen und so wenig wie möglich zuzulassen. Wenn das aufgeht, wird es ganz schwer gegen die stabile Defensive mit Naldo ein Tor zu schießen. Für ein Kontertor über Ivica Olic ist Wolfsburg immer gut.

Lutz: Welche Rolle spielt denn deiner Meinung nach Rückkehrer Ivan Perišic?

Ali: Mit der Flügelzange Perišic und Kevin de Bruyne kann Wolfsburg Dortmund natürlich richtig wehtun. Ivan Perišic hat gegen Nürnberg zweimal getroffen, Kevin hat vorgelegt. Die beiden sind gut drauf. Der VfL hat durch dieses Spiel nach einer durchwachsenen Saison die einmalige Chance, ins Finale einzuziehen. So kann man die Saison retten – und wenn es über das Elfmeterschießen sein muss.

Ali: Im zweiten Halbfinale trifft der 1. FC Kaiserslautern in München auf den Triple-Sieger der letzten Saison und aktuellen deutschen Meister, den FC Bayern München. Stefan, wie siehst du die Chancen für deinen FCK?

Stefan: Ich halte mich da ganz an unseren Trainer Kosta Runjaic, der gesagt hat, dass man nicht nur die Trikots in München tauschen wolle. Aber mir ist auch klar, dass wir in München völlig unterlegen sein werden. Da dürfen wir uns nix vormachen. Die Chance ist klitzeklein, aber sie ist da.

Lutz: Wie viele Fans reisen denn nach München?

Stefan: Es gab 6.660 Tickets im Verkauf und die waren innerhalb weniger Stunden weg. Wir hätten sicherlich noch abertausende Tickets mehr verkaufen können.

Lutz: Und wie ist deren Erwartungshaltung?

Stefan: Wie ich eben schon sagte: realistisch. Aber man erinnert sich in diesen Tagen immer wieder gerne an den Song „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ und hofft auf die Minimalchance.

Ali: Aber es kann natürlich auch sein, dass die Bayern im Moment etwas straucheln. So eine 0:3-Niederlage gegen den BVB, das tut schon weh. Und obwohl die Liga gewonnen ist, waren die letzten Spiele alle nicht überzeugend. Lass mal Lautern mit elf Mann vor dem Strafraum stehen und wir rennen an und nix passiert.

Stefan: Wobei ich glaube, dass das genau die falsche Taktik sein könnte. Wenn du dich hinten reinstellst, dann fängst du dir früher oder später ein Tor. Vielleicht sollten wir es so machen wie der BVB. Pressen und drauf.

Ali: Ob das so gut ist? Wenn du gegen Bayern mitspielen willst, geht das auch schief. Ich erinnere mich an die Relegationsspiele gegen Hoffenheim. Da hast du ganz klar den Unterschied zwischen einer abgezockten Erstligamannschaft und dem Zweitligisten gesehen. Wenn Lautern das probiert, wird es ein Debakel. Denn der Unterschied zwischen den einzelnen Spielern ist zu immens. Lautern sollte das Tor zu mauern (lacht). Das wäre ein Wunder, wenn Lautern in München gewänne.

Stefan: Dann wackelt Peps Stuhl!

Ali: Dann wackelt nicht nur Peps Stuhl, dann wackelt der Stuhl des Papstes!

Lutz: Welche Typen wie Gerry Ehrmann siehst du derzeit im Kader des 1. FC Kaiserslautern, die die Mannschaft mitreißen können?

Stefan: Einer dieser Typen ist sicherlich Mo Idrissou, auch wenn er bei den Fans nicht immer einen einfachen Stand hat. Er ist für mich einer unserer Leistungsträger und immer mit vollem Einsatz dabei. Auch wenn er in der letzten Spielen nicht in Bestform war. Ein weiterer Kandidat ist Tobias Sippel, ebenfalls ein Leistungsträger, der in den letzten Spielen viele Glanzparaden zeigte. Hervorheben möchte ich dann noch unseren Kapitän, Marc Torrejón. Ein Spanier, der erst etwa zwei Jahre in Deutschland ist und mit bärenstarken Leistungen die Mannschaft führt. Zudem spricht er überragend Deutsch und hat nicht nur auf dem Platz eine enorme Ausstrahlung.

Lutz: Auf wie viel Prozent schätzt du die Erfolgsaussichten?

Stefan: 0,127 Prozent. Grob geschätzt. (lacht)

Lutz: Welche Wirkung hätte ein Debakel auf den Liga-Alltag?

Stefan: Schwierige Frage. Jeder geht davon aus, dass wir verlieren. Wenn es wirklich ein zweistelliges Ergebnis werden sollte, dann nimmst du als Mannschaft sicherlich etwas Negatives mit. Aber wenn du „nur“ 0:4 oder 0:5 verlierst, dann sagt jeder: Das war klar.

Ali: Also ich glaube, Lautern fährt da wirklich nur zum Trikottausch hin … Es wäre natürlich der Hammer, wenn Lautern gewinnt. Ich erwarte von uns einen ganz klaren Sieg. Da darf es überhaupt keine Zweifel geben. 1:0 oder 2:1, das will ich nicht. Es muss ein klarer Erfolg her. Für Lautern ist es ja schon eine Sensation, dass sie es soweit geschafft haben.

Stefan: Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich mir das Spiel überhaupt anschauen sollte. Ein 0:2 oder 0:3 bei dem wir noch gut mitspielen und ein paar Torchancen haben, damit könnte ich leben.

Ali: Ich gehe davon aus, dass der BVB und der FCB ins Finale einziehen. Und was gibt es Schöneres als dieses Duell in einem Finale? Das wäre für alle Fußballfans ein Festtag. Im Finale ist Bayern nach der 0:3-Pleite gegen Dortmund dann doppelt motiviert.