Entscheidungsspiel in Gutweiler geht in Verlängerung und Elfmeterschießen – dort erlebt SGN-Trainer Hoffmann Dramatisches.
Gutweiler. Als Philipp Schneider den fünften Elfmeter für die Niederkeller an die Latte setzte, gab es aufseiten des VfL Trier kein Halten mehr: Die Heiligkreuzer waren in jenem Moment nach einem dramatisch verlaufenden Match vor 550 Zuschauern, der obligatorischen Verlängerung nach 2:2 in 90 Minuten und des an Spannung kaum noch zu überbietendem Elfmeterschießen in die A-Liga aufgestiegen.
Die Niedergeschlagenheit und Enttäuschung saß bei den Hochwäldern so tief, dass man bei Trainer Jens Hoffmann sogar ein paar Tränen sah. „Es war so brutal bitter heute. Wir liegen schon 0:2 zurück, erzielen den verdienten Ausgleich in der Nachspielzeit durch einen Foulelfmeter und legten in der Verlängerung sogar vor. Wir hätten den Sack bereits zumachen können, dann kam der VfL noch mal ins Spiel zurück. Es war ein irres Spiel, bei dem der glücklichere gewonnen hat. Glückwunsch an den VfL, doch die Jungs hätten sich den Aufstieg definitiv verdient, weil sie bärenstark gekämpft haben. Jetzt müssen wir in der neuen Saison einen neuen Anlauf auf die A-Klasse nehmen.“
Nach den ersten Bier- und Sektduschen und dem Aufstiegsfoto stellte sich auch VfL-Trainer Bilal Boussi den Fragen der Presse. Der wirkte noch 20 Minuten nach dem Happy-End seiner Mannschaft wie aufgelöst und musste sich erstmal schütteln. „Es war ein Wahnsinnsspiel, ich muss sagen, dass ich fix und fertig bin. So ein Spiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen hatte ich nicht erwartet. Wir sind glücklich, dass wir jetzt doch noch aufgestiegen sind, aber ich muss sagen, dass Niederkell es auch verdient gehabt hätte. Das war so eine tolle Truppe, die so gekämpft hat. Aber so ist Fußball, es kann immer nur einen geben. Und das sind in diesem Fall wir.“ Einmal im Fluss, hielt Boussi erst mal kurz inne, um dann in seiner Analyse fortzufahren: „Unsere Moral war wirklich hervorragend und das zeichnet meine Mannschaft aus. Ein besonderes Lob geht an unseren Torwart. Der Tim war ein halbes Jahr weg wegen Rückenproblemen und ist nach der Verletzung unseres ersten Torwarts eingesprungen. Und was der heute gehalten hat, ist einfach der Wahnsinn.“
Doch chronologisch. Es war von Beginn an ein rassiges, kampfbetontes und emotionsgeladenes Finalspiel um den A-Liga-Aufstieg, das dem Prädikat hochwertig gerecht wurde. Während VfL-Linksaußen Sebastian Kohl nach einer Ecke von Arne Hackmann per Kopf den Pfosten traf (24.), wurden auch zwei Alutreffer der SGN registriert. Niklas Becker traf mit einem 25-Meter-Freistoß aus dem Halbfeld die Latte (30.) und mit der letzten Aktion der ersten Halbzeit half das Aluminium nach einem 25-Meter-Schrägschuss von Jakob Reichert (45.). Der VfL drückte zu Beginn der zweiten Halbzeit aufs Tempo. Patrick Hardge touchierte nach einem Rückpass von Ahmed Boussi den Außenpfosten (46.), doch wenige Augenblicke später überraschte Boussi mit einem Vollspannschuss aus vollem Lauf den guten SG-Schlussmann Dennis Kettern aus zwölf Metern – 1:0 (47.). Boussi verpasste mit einem Lupfer das 2:0, doch dann war Niederkell mit druckvollen Angriffen gefährlich und drängte mit Vehemenz auf den Ausgleich. Wenig später aber traf der eingewechselte Torben Weber mit einem 23-Meterschuss an den Innenpfosten zum 2:0 (85.). Die Partie schien fünf Minuten vor Schluss für den VfL entscheiden zu sein. Doch dann kam das Unerwartete: Tim Justinger brachte mit dem 1:2-Anschlusstreffer die Hoffnungen der Vereinigten aus Kell, Mandern und Waldweiler zurück (87.) und dann geschah das (scheinbar) schier Unmögliche: Nach Foul am eingewechselten Carsten Metzdorf im Sechzehner gab Referee Christoph Selbach-Schneider tatsächlich Elfmeter: Johannes Engler ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte die Kugel halbhoch im Eck – 2:2 (90.+3).
In der Pause vor der Verlängerung hatte VfL-Coach Bilal Boussi nochmals eindringlich an den Glauben und den Zusammenhalt seiner Spieler appelliert: „Glaubt an den Sieg, alles rauszuhauen. Das schaffen wir nur als Mannschaft, denn wir sind eine Mannschaft. Wir müssen jetzt kommunizieren auf dem Platz und positiv bleiben.“ Genau so kam es, auch wenn Schneider die Niederkeller in Führung brachte. War es zuvor Weber, der zum 2:0 netzte, so war es in der 111. Minute mit Felix Finkenberg ein zweiter Joker, der die Heiligkreuzer mit dem 3:3 am Leben hielt. Das Ergebnis aus dem Drama im Elfmeterschießen ist bekannt.