11ER: In den letzten fünf Wochen musste die SG Züsch vier Niederlagen hinnehmen, zuletzt das 4:0 gegen Olewig. Was gibt es diesbezüglich zu sagen?
Andreas Weber: Wie ich in den Wochen zuvor schon mal erwähnt habe, haben wir in den ersten Spielen überperformt. Da ist vieles zusammengelaufen, hat uns beflügelt und wir konnten die entsprechenden Spiele für uns entscheiden. Wir blieben ja dann auch zu unserer Überraschung zehn Spiele ungeschlagen. Umso bitterer ist es, dass uns das Ganze jetzt einholt. Wir haben versucht, oben dranzubleiben, wissen aber, wo wir herkommen. Die Qualität in unserem Kader ist schlicht nicht ausreichend, um sich auf den Top-Rängen zu platzieren oder bis zum Ende ganz oben mitzuspielen. Es bleibt, dass wir eine ordentliche Hinrunde spielten und in diesem Jahr viele Siege einfahren konnten. Leider haben wir in den letzten Wochen einiges vermissen lassen und mehrere Niederlagen kassiert. Offensiv hat uns die Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Wir verschossen fünf Elfmeter in Folge und machten zu viele individuelle Fehler – da ist es schwer, zu gewinnen. Die Luft ist etwas raus und wir sind froh, wenn es in die Winterpause geht. Im letzten Spiel werden wir versuchen, noch mal alles zu mobilisieren und nicht mit einer Niederlagenserie in die spielfreie Zeit zu gehen. Das ist extrem wichtig für den Kopf.
11ER: Sie haben nach dem letzten Spiel die Pläne geäußert, die Taktik anzupassen und statt auf spielerische mehr auf körperliche Elemente zu setzen. Was genau meinen Sie damit?
Weber: In den letzten Jahren, gar Jahrzehnten, waren Züsch und Hermeskeil immer Mannschaften, die über ihre Körperlichkeit ins Spiel gefunden haben, mit langen Bällen agierten und so zu Abschlüssen kamen. Meine Philosophie ist ein bisschen anders. Ich möchte mit der Mannschaft möglichst das Kombinationsspiel zelebrieren und spielerische Lösungen finden. Dafür benötigt man Spieler, die ein gewisses taktisches Verständnis mitbringen, vor allem technisch versiert sind. Die letzten Wochen – gerade auf Plätzen, wo der Ball gut laufen konnte – haben uns diesbezüglich unsere Grenzen aufgezeigt. Wir hatten zu viele technische Defizite, um uns aus gewissen Situationen spielerisch lösen zu können. Deshalb habe ich die Überlegung, unser Spiel taktisch anzupassen und die Körperlichkeit, die unsere Vereine auszeichnete, mehr und besser einfließen zu lassen.
11ER: Ist in der fehlenden technischen Versiertheit auch die Ursache für die steigende Zahl individueller Fehler zu finden?
Weber: Auf jeden Fall. Wenn der Gegner dich angeht und kompakt steht, werden die Räume enger. Je enger die Räume werden, umso schwieriger wird es, sich spielerisch zu befreien und umso mehr zeigt sich, wie technisch versiert Spieler sind und welche Lösungen sie finden. Da haben wir zuletzt unsere Schwächen gezeigt. Nichtsdestotrotz haben wir eine sehr ordentliche Truppe und können einen erfolgreichen Fußball spielen, wenn wir unseren Weg finden.
11ER: Offensiv steht Ihr Team mit 27 Toren deutlich hinter den direkten Tabellennachbarn zurück – mit Ausnahme der SG Hochwald II. Wo liegen hier die Probleme abseits der fehlenden Konsequenz im Abschluss?
Weber: Trivial gesagt, fehlt uns ein Mittelstürmer. Nicht nur in dieser Saison, sondern auch schon im letzten Jahr. Wir haben zu wenige Torschützen und strahlen damit in der Breite zu wenig Torgefahr aus. Wir haben ganz vorne drin keinen Instinktfußballer, der einfach mal richtig steht und trocken abschließt. Wir machen zu oft noch einen Haken, statt einfach mal abzuziehen. Da fehlt uns die Konsequenz, der Instinkt und auch die gewisse Geilheit, unbedingt das Tor machen zu wollen. Wenn man die anderen Mannschaften ansieht, haben fast alle diesen einen Stürmer, der 15, 20 Tore kassiert. Das ist ein Problem, denn die Chancen sind da. Wir benötigen nur zu viele, um Tore zu erzielen. Daraus resultieren dann die ersten 27 Treffer. Wenn man wenig Tore schießt, was okay ist, muss man hinten nur sicher stehen. In letzter Zeit machten wir dort aber zu viele individuelle Fehler. Drei oder vier Gegentore können wir derzeit einfach nicht aufholen.
11ER: Im letzten Spiel des Jahres wartet der SV Bekond. Wie ist dieser Gegner einzuschätzen?
Weber: Bekond ist eine Wundertüte. Im Hinspiel war es ein enges Ergebnis, aber ein verdienter Sieg. Da haben ihnen aber einige Spieler gefehlt, die den Unterschied machen können. Nach dem personellen Aderlass sind sie für eine Überraschung gut – positiv wie negativ. Vor dem Jahreswechsel werden sie unbedingt punkten wollen, um sich von den direkten Abstiegsplätzen abzusetzen. Es wird ein schweres Spiel. Wir müssen nichts schönreden und sind derzeit in keiner guten Verfassung. Das Heimspiel auf dem Hartplatz in Damflos kann deshalb ein Vorteil für uns sein. Ich hoffe, dass unsere Jungs noch mal alle Kräfte mobilisieren und wissen, dass es kein Selbstläufer wird. Gegen Bekond müssen wir über 90 plus Minuten Gas geben, um die Punkte bei uns zu behalten.