Den Titel in der Bezirksliga West und den damit verbundenen Aufstieg in die Rheinlandliga hatte der Primus aus Wittlich schon am vergangenen Wochenende klargemacht. Mit dem finalen 5:4-Erfolg beim TuS Schillingen rundete der Branchenführer eine fast schon genial anmutende Saison ab.

Mit 86 Punkten und einem Torverhältnis von 131:26 bewegte sich Rot-Weiss Wittlich stets am oberen Limit und beherrschte die Gegner sowie die Saison am Ende doch recht souverän. Der Schweicher Mosella blieb trotz einer brutal guten Saison mit 81 Punkten und einem ebenso starken Torverhältnis von 123:43 nur der undankbare zweite Platz. In der kommenden Saison gibt es auch in der Bezirksliga eine Aufstiegsrelegation, die solch eine erfolgreiche Saison, wie sie die Mosella gespielt hat, einfach mehr gerecht wird. Vor den 380 Zuschauern, die sich in Schillingen eingefunden hatten, wurden auch zahlreiche Abschiede gefeiert. Zwar verabschiedete sich Schillingens Coach Sascha Freytag mit jener spektakulären 4:5-Niederlage nicht nur in den verdienten Sommerurlaub, sondern nach drei Jahren Trainertätigkeit auch von seiner Mannschaft. Das, was seine Mannschaft gegen den frisch gebackenen Meister und Rheinlandligaaufsteiger Rot-Weiss Wittlich insbesondere in der zweiten Halbzeit abriss, bezeichnete der 40-Jährige als „einen Rausch, in den wir uns nach dem 1:5 gespielt haben. Die letzten 15 Minuten waren echt packend, wir waren nah dran am Ausgleich.“ Der Meister war durch zwei herrliche Distanzschüsse von Nicolae Stefan in der 21. und 29. Minute mit 2:0 in Führung gezogen. Doch bevor RW seinen unnachahmlichen Lauf entwickelte, besaß Schillingens Stürmer Mark Münker eine dicke Chance (14.) zur Führung, als er alleinstehend an Jonas Landen scheiterte. Auch dessen Stürmerkollege Tobias Anell lupfte den Ball vergeblich über das Gebälk (19.). Im Anschluss dominierte RW und erhöhte nach Steckpass von Nils Habscheid durch Yannick Lauer auf 0:3 (36.). Trotz des guten Starts in Halbzeit zwei blieben die Hochwälder zunächst ohne Treffer, mussten nach einem schulbuchmäßigen Konter der Gäste durch Nils Habscheid das 0:4 hinnehmen (53.), bevor Marco Engel mit einem sehenswerten Distanzschuss das zwischenzeitliche 1:4 (59.) markierte. Mit dem 5:1 aus Wittlicher Sicht war die gutklassige und von beiden Mannschaften offensiv geführte Partie entschieden, als nach einer scharf getretenen Ecke von Ömer Kahyaoglu TuS-Akteur Christoph Becker mit dem Kopf ins eigene Tor traf – 1:5 (65.). In der Schlussphase zeigte Schillingen nicht nur Charakter, sondern auch Kaltschnäuzigkeit und Leidenschaft. So verkürzten Münker (82.), Becker (83.) und Engel (87.) binnen weniger Minuten auf 4:5. RW-Coach Guido Habscheid meinte, dass „es gut für meine Mannschaft war, dass es um nichts mehr gegangen ist. In der Anfangsphase haben wir zwei Torchancen für Schillingen zugelassen. Nach der klaren Führung führten individuelle Fehler zu drei weiteren Gegentoren. Für die Zuschauer war es jedenfalls ein tolles Spiel und Werbung für den regionalen Fußball.“ Freytag indes wurde neben Julian Flesch und Münker, die sich zum saarländischen Verbandsligisten SG Wadrill/Sitzerath verabschieden, feierlich vom Schillinger Anhang verabschiedet. Seinen Ausstand hatte der 40-Jährige bereits unter der Woche gegeben, denn am Sonntagmorgen 6 Uhr betrat der Coach auf dem Flughafen Köln/Bonn mit Kind und Kegel den Flieger in Richtung griechische Inseln. „Jetzt muss ich erstmal alles sacken lassen. Die letzten Wochen und Monate waren nicht einfach für mich und meine Familie. Meine Frau sitzt im Kreistag und nimmt häufig abendliche Sitzungstermine wahr. Ich selbst bin am Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz in Trier ebenfalls beruflich stark eingebunden und wenn du einen kleinen Sohn hast, dann bleibt nur noch wenig Zeit für Privates. Aufgrund der familiären Situation war es für mich schwierig, alles unter einen Hut zu kriegen.“ Eine Rückkehr in der regionalen Fußball, vielleicht auch zum TuS Schillingen, schließt der in Kell lebende Trainer indes nicht aus.