Oben historisch gut, unten historisch schlecht. Die Hinrunde der Kreisligasaison 2014/15 bietet einige Superlativen. Föhren und Schillingen liefern sich an der Spitze ein beispielloses Titelrennen, Franzenheim hat als Tabellenletzter dagegen in 17 Spielen keinen Sieg geholt. Der 11ER zieht Bilanz und wagt eine Prognose für die Rückrunde.

Das Spitzenduo

Schillingen war seit Jahren bekannt als offensiv starke, defensiv aber anfällige Truppe. Trainer Gerd Morgen hat es jedoch geschafft, dass sein Team weiterhin sehr gerne Tore schießt (54 Treffer sind die mit Abstand meisten) und gleichzeitig hinten unbezwingbar erscheint. Normalerweise dürfte einer Mannschaft mit solch einer Zwischenbilanz der Aufstieg nicht mehr zu nehmen sein. Doch weil Föhren nur unwesentlich schwächer punktete, hat Schillingen vor dem direkten Duell nur zwei Punkte Vorsprung.

Der Bezirksligaabsteiger hatte anfangs leichte Eingewöhnungsschwierigkeiten, das Spiel machen zu müssen war die Elf von Spielertrainer Christian Esch nicht gewohnt. Zudem fielen wichtige Spieler aus. Doch bis auf Nico Weyer und Stammtorwart David Kees sind mittlerweile alle wieder fit, sodass Föhren im Vergleich zum direkten Konkurrenten den deutlich tieferen und auch erfahreneren Kader hat. Schillingen dagegen hatte nahezu keine Verletzungssorgen – wie der dünne Kader mit einem Ausfall von beispielsweise Toptorjäger Tobias Anell klarkommen würde, ist fraglich. Dazu wird es mit zunehmender Dauer immer schwerer werden, die abwartende Spielweise, mit der der TuS bisher die Partien anging, aufrechtzuerhalten.

Prognose: Trotz unfassbarer Hinrunde – das Titelrennen macht am Ende der tiefer besetzte SV Föhren.

Das obere Mittelfeld:

Wären Schillingen und Föhren nicht so stark, die SG Nittel wäre in dieser Saison bereits ein Titelkandidat. Noch fehlt der Elf von Trainer Michael Kohns der letzte Schliff, doch die Vision Bezirksligaaufstieg 2017 scheint mehr als realistisch. Nittels größtes Plus: Kein Team hat mehr schnelle Spieler als die Truppe von der Obermosel. Geht die Entwicklung konsequent so weiter, führt Nittels Weg zwangsläufig nach oben, aus der A-Klasse heraus. Bei Vorjahresvize Ralingen lief es dagegen nicht ganz so glatt. „Der schwarze Oktober hat uns viel gekostet“, meint Ralingens Coach Frank Wagner. Im zehnten Monat des Jahres holte Ralingen nur drei Punkte, zudem verletzte sich Torjäger Pascal Mertens schwer. Weil zudem noch viele andere Leistungsträger ausfielen, ist der vierte Tabellenplatz der Sauertaler als Erfolg zu werten. In Morscheid schien nach neun Punkten aus den ersten drei Spielen mehr möglich, doch für ganz oben spielte die Mannschaft zu inkonstant, Verletzungsprobleme taten ihr Übriges. Zudem gab das erfolgreiche Trainerduo Thomas Werhan und Jochen Weber zum Winter seinen Rücktritt bekannt.

Prognose: Alle drei Teams werden am Ende der Saison ihren jetzigen Tabellenplatz behalten.

Das Niemandsland:

Es besteht aus Tawern und Schweich II. Beide Mannschaften hatten sowohl Ausreißer nach oben als auch nach unten. Um wirklich noch in Abstiegsnöte zu geraten, haben beide Teams schon zu viele Punkte gesammelt, nach oben geht allerdings auch nichts mehr. Während die Mosella ein relativ gemütliches Dasein als Zweitvertretung führt, hofft

Tawern, dass sich aus den vielen talentierten Spielern eine Mannschaft entwickelt, die mittelfristig den Aufstieg in die Bezirksliga anpeilen kann. Dafür müssen aber die Probleme in der Defensive abgestellt werden.

Prognose: Es muss schon extrem viel schieflaufen, damit diese beiden Mannschaften noch in echte Abstiegsnot geraten. Der Ligaverbleib wird einige Spieltage vor Schluss feststehen.

Das untere Mittelfeld:

Hinter Ehrang, Krettnach und Olewig liegen bewegte Wochen. Ehrang startete katastrophal, die Elf von Trainer Harry Thömmes verlor die ersten fünf Saisonspiele allesamt. Da half auch das Lob für die spielerische Klasse der jungen Truppe nichts, die mangelnde Chancenverwertung macht den Ehrangern weiterhin zu schaffen. Dennoch: Das größte Unheil scheint spätestens mit dem Sieg gegen Olewig abgewendet, eine Verbesserung in der Tabelle ist weitaus wahrscheinlicher als ein erneutes Abrutschen in den Keller. Weniger harmonisch sah es lange in Krettnach aus, erst ein Donnerwetter von Trainer Erwin Berg brachte das dümpelnde Krettnacher Schiff wieder auf Kurs.

„Mittlerweile ist die Trainingsbeteiligung wieder besser, aber es muss auch so bleiben“, mahnt Berg. Unter normalen Umständen sollte Krettnach genügend Qualität besitzen, um nicht in den Abstiegssog zu geraten. Aufsteiger Olewig ließ diese Qualität lange vermissen, doch in den letzten Wochen hat sich die Mannschaft von Trainer Andreas Wagner

stabilisiert und kann sich zudem auf die Treffsicherheit von Christian Regnier verlassen. Bleibt er verletzungsfrei, stehen die Chancen für den SVO gut.

Prognose: Die ersten Wochen mit richtungsweisenden Spielen werden zeigen, welches Team aus diesem Trio noch ernste Probleme bekommen könnte.

Die Abstiegskandidaten:

Zewen hat eine Hinrunde zum Vergessen hinter sich. Schwacher Start, dann eine leichte Verbesserung, nur um dann wieder einzubrechen. Zewens Dilemma: Gegen die starken Teams zeigt die Elf von Trainer Ali Bauer häufig gute Leistungen, die dann nicht mit Punkten belohnt werden. Gegen Mannschaften auf Augenhöhe versagen die Zewener regelmäßig. So gab es Niederlagen gegen Mariahof, Welschbillig, Olewig, Krettnach und Ehrang. Die Unzufriedenheit im Team ist spürbar, in der Winterpause muss sich die Bauer-Elf wieder sammeln. Ganz anders sind die Probleme in Welschbillig gelagert: Das Team von Spielertrainer Marc Görres hat eine beispiellose Verletzungsmisere hinter sich, die sogar die kümmerlichen 15 Punkte noch als Erfolg dastehen lässt. Und Mariahof? Die SSG startete gut und verlor dann völlig den Faden, Trainer Rudolf Castello bot sogar seinen Rücktritt an. Doch der Sieg gegen Zewen im letzten Spiel brachte neue Hoffnung und Zuversicht.

Prognose: Die ersten Wochen werden entscheidend sein. Zewen hat das beste Team, aber höhere Ansprüche sorgen für mehr Unzufriedenheit, die am Ende eine Belastung sein könnte. Wer am Ende direkt die Klasse hält, ist kaum vorherzusehen.

Das Schlusslicht:

Keine Fitness, viele verletzte Spieler: Die katastrophale Ausbeute der SG Franzenheim – immerhin ein Mittelfeldteam der letzten zwei Jahre – hat ihre Gründe. Kein Sieg in 17 Spielen ist eine verheerende Bilanz, selbst die Remis waren meistens glücklich.

Prognose: Für Jürgen Kugels Mannen ist der Abstieg nicht mehr zu vermeiden.

Text: Jon Becker