Er ist Autor, Kabarettist und sammelt leidenschaftlich gerne alles, was mit Fußball zu tun hat. Am 9. Juni ist Ben Redelings zu Gast in Trier und tritt mit seinem Programm "Als der Kaiser Gassi ging" im Jugendzentrum Mergener Hof auf. Wir sprachen vor ab mit ihm über Anekdoten, die Weltmeisterschaft und warum Eintracht Trier mal im Mülleimer landete.
11ER: Du bist am 9. Juni in Trier. Genauer gesagt im Jugendzentrum Mergener Hof. Was fällt dir als wandelndes Fußball-Lexikon zu Eintracht Trier ein?
Ben Redelings: Da fällt mir spontan der 11. August 1999 ein. Damals wurde deutsche Pokalgeschichte geschrieben. Zwar fand an diesem Tage kein Spiel statt, aber die Auslosung zur dritten Runde des DFB-Pokals geriet zu einem unvergesslichen Schauspiel. ARD-Moderator Waldemar Hartmann, der Justitiar des Deutschen Fußball-Bundes Götz Eilers, der DFB-Spielleiter Hans Georg Noack und die Losfee an der Trommel, Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, hatten mit einer aufgebrochenen Kugel im Müll zu kämpfen. Achtlos hatte man die von innen beschriftete Hälfte weggeworfen, als diese von Kumbernuss entdeckt worden war. Eilers: „Wir haben hier eine beschriftete Vereinsbezeichnung: Eintracht Trier.“ Hartmann: „Also: Wir haben aus dem getrennten Müll hier sofort erkannt: Das war die Bio-Kugel von Eintracht Trier.“ Eintracht Trier schaffte es in diesem Jahr übrigens bis ins Achtelfinale des DFB-Pokals und scheiterte erst am späteren Halbfinalisten Hansa Rostock.
11ER: Oha. Die armen Trierer … Du siehst, die Trierer werden derzeit nicht gerade mit gutem Fußball verwöhnt. Wie kannst du sie mit deinem Programm „Als der Kaiser Gassi ging“ aufheitern?
Ben Redelings: Also wenn man über nicht so glückliche Momente mit seinem Verein spricht, habe ich als Fan des VfL Bochum die Nase ebenfalls ganz weit vorne. Ich weiß, dass ist Klagen auf hohem Niveau, weil ich nicht bzw. noch nicht in die dritte Liga abgestiegen bin. Aber genau deshalb freue ich mich auch so sehr auf Spiele mit der deutschen Nationalmannschaft und auf die Weltmeisterschaft. Deswegen geht es mir ähnlich wie den Trierern und wir können uns bei dieser WM auf hochklassigen Fußball freuen.
11ER: Was kann man von deinem Programm erwarten – Bilder, Filme, Anekdoten?
Ben Redelings: Es wird nicht gelesen. Zumindest nur ein paar kleine Schnipsel. Ansonsten wird durchweg zweimal 45 Minuten erzählt. Ich versuche mit meinem Programm, die Erinnerung an eigene WM-Erfahrungen wieder hervorzurufen. Jeder hat ja irgendetwas mit Weltmeisterschaften im Kopf und kann sich an schöne Dinge erinnern. Nicht unbedingt im Sinne von Ex-Profi Jimmy Hartwig, der auf die Frage, wo er denn beim Gegentor von Jürgen Sparwasser 1974 gewesen sei, antwortete: „Keine Ahnung – wahrscheinlich hab’ ich ne Olle gebumst!“. Das ist natürliche eine Ausnahme. Es soll zweimal 45 Minuten heiter zugehen.
11ER: Was ist dein besonderer WM-Moment?
Ben Redelings: Ich bin nachhaltig überrascht, dass die WM 1982 so stark ins Programm reingerutscht ist. Das war meine allererste WM. Ich war erst fünf Jahre alt, durfte damals aber schon das Finale gucken. Lustigerweise ging ich bis vor ein paar Wochen davon aus, dass es zur Halbzeit des Endspiels Italien gegen Deutschland schon 2:0 oder 3:0 stand. Aber es stand 0:0. Heute glaube ich, dass meine Eltern mir gesagt haben, dass ich gerade nicht hingeguckt habe, nun ein Tor für Italien gefallen sei und ich beruhigt ins Bett gehen könne, weil wir eh nicht mehr gewinnen. Ich konnte ja noch nicht lesen. Diese WM ist also groß im Programm vertreten. In den letzten Jahren habe ich auch viele Spieler und Trainer von damals getroffen und es ist immer wieder schön, wenn man mit denen Geschichten von damals abgleichen kann.
11ER: Ob das alles auch so stimmt?
Ben Redelings: Genau. Entweder es wird bestätigt oder – was in letzter Zeit häufiger passiert – dass die Geschichten zwar ausgeschmückt wurden, der Kern aber immer stimmt. Großartig! Beispielsweise ist ein Kölner Nationalspieler mal zwei Tage nicht bei der Mannschaft gewesen. Der war einfach weg. Während des Turniers! Neulich habe ich Manfred Kaltz gefragt, ob das stimmt. Er sagte nein, die Geschichte sei erstunken und erlogen, der Spieler wäre nur einen Tag weg gewesen. (lacht)
11ER: Uns ist zu Ohren gekommen, dass du in deinem Keller ein riesiges Archiv hast. Man könnte auch sagen: einen Keller voller Fußball-Zeug. Stimmt das?
Ben Redelings: Genau! Es gibt ja nicht nur den Keller … Hier oben habe ich alles, was in Buchform da ist.
11ER: Bist du ein Fußball-Messie?
Ben Redelings: Absolut! Diesen Begriff habe ich mal eine Zeit lang geprägt. Bis meine Mutter das las und sagte, sie möchte nicht, dass ihr eigener Sohn sich als Fußball-Messie bezeichnet. (lacht) Es war eine zeitlang eine schiere Katastrophe, weil wir einen Keller hatten, der am Ende nicht mehr bis hinten begehbar war. Und ich musste mir die Sachen und die Kartons einzeln raussuchen. Mittlerweile ist der Keller sehr geräumig und geordnet.
11ER: Die Vorfreude auf die WM ist groß. Was stört dich an der Fußball-Weltmeisterschaft?
Ben Redelings: Bei der WM ist es natürlich etwas ausgeprägter als bei der Bundesliga. Über allem steht das Geld. Und so lange das Turnier nicht läuft, macht das die Sache nicht angenehmer. Als Fan finde ich es erstmal höchst problematisch, wie die Lage in Brasilien gerade ist. Zudem finde ich es immer wieder fragwürdig, wie sich die FIFA als Organisation darstellt. Das sind so Sachen, die muss man ausblenden, wenn das Turnier läuft. Vorher geht es leider viel zu viel um andere Dinge. Vorher ist alles ein bisschen übermedial. Eben habe ich erst etwas gelesen, frage mich, was ich jetzt schon wieder verpasst habe und merke dann, dass schon wieder eine Pressekonferenz im deutschen Trainingslager war. Wo ganz wichtige Sachen erzählt werden. Das ist selbst mir, obwohl ich davon lebe, dass die dort irgendetwas Lustiges sagen, zuviel. Leider ist es meistens ein großes Blabla, das du im nächsten Moment schon wieder vergessen hast.
11ER: Na ja, aber in den letzten Tagen sind doch schon einige lustige oder zumindest merkwürdige Dinge im Kreise der Nationalmannschaft passiert.
Ben Redelings: Man ist ja, um es auf den Punkt zu bringen, schon froh – auch wenn das total bescheuert ist –, wenn ein Großkreuz in die Hotel-Lobby pinkelt. Weil man merkt, ok, da sind auch nur Menschen.
11ER: Wo verfolgst du die WM-Spiele? Public Viewing oder zuhause?
Ben Redelings: Es wird eine Mischung aus allem. Da die WM-Spiele relativ spät stattfinden, werde ich nebenher noch etwas arbeiten. Dann kann man sich die Spiele mit netten Kollegen angucken. Aber ansonsten ist die Weltmeisterschaft für mich jobfreie Zone. Also viel mit Kollegen, gerne auch mal etwas größer.
11ER: Wer wird Weltmeister?
Ben Redelings: Nachdem ich lange rumgedruckst habe, habe ich mir einfach den Horst Hrubesch zum Vorbild genommen. Der hat 1982 alles gesagt, was man auf diese Frage antworten kann: Wenn wir alle Spiele gewinnen, können wir Weltmeister werden. In Braslien ist alles drin!
Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr im Jugendzentrum Mergener Hof Trier. Karten gibt es hier: [link url=http://www.ticket-regional.de/events_info.php?eventID=91494 text=Tickets].
Interview: Stefan Himmer