Tausende Menschen, tausende Fahnen und tausende Trikots – wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt, schwärmen die Fans in Scharen zum Public Viewing. Einige davon stechen aus der Menge heraus und sind besonders auffällig. Es folgt eine ornithologische Sicht auf den gemeinen Fußballfan.

Der Gröhlkehlchen

Schon aus mehreren hundert Metern ist sein Stapfen zu hören. Er bahnt sich seinen Weg durch das Gehege und hat nur ein Ziel: den Bierstand. Das Gröhlkehlchen fällt nicht nur durch seine rote Gesichtsfarbe auf, die sich teils aus einem Sonnenbrand und einer Bierlaune zusammensetzt, sondern auch durch seinen tollpatschigen Bewegungsablauf. Zudem trägt es ein Federkleid, das bereits bei der EM 2012 die Mauser nicht überstanden hat und zwei Nummern zu eng anliegt. Zur WM 2014 ist es bereits drei Nummern zu klein und betont den breiten Magen Kehlchens. Artgenossen begrüßt es mit einem kräftigen Flügelschlag auf die Schultern, der Biere in rauen Mengen überschwappen lässt.

Bei einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft machen die Kehlchen meistens durch ein lautes „Olé, olé“ auf sich aufmerksam, mit dem sie mit ihren Artgenossen Kontakt halten. Gröhlkehlchen können 120 Minuten plus x am Stück gröhlen. Der bevorzugte Brutplatz beim Public Viewing ist in der Nähe des Bierstandes oder des Dixiklos zu finden.

Die Lahmschnatter

Zwar bevorzugt die Lahmschnatter ruhige Gefilde mit viel Unterwuchs, bei Großveranstaltungen tritt sie mit ihren Artgenossen jedoch vermehrt im Rudel auf. Zusammen mit anderen Schnattern gibt der Schnatter-Chor einen flüssigen Gesang mit wenigen Tönen, der an ein quietschendes Wagenrad erinnert, von sich. Vertont werden vornehmlich die Vornamen der Nationalspieler. Ein rhythmisches „Philiiip“ oder „Sammiii“ dient als Warnruf. Je nach Bier- oder Sektkonsum kann der Klang variieren.

Die Schwarz-Rot-Goldammer

Meist exponiert von einem bequemen Sessel lässt die Schwarz-Rot-Goldammer ihren unverwechselbaren Ruf ertönten: Ein höher werdendes, lang gezogenes „Was? In einer Woche ist schon Weltmeisterschaft???“. Nach dieser Eingebung beginnt die heiße Phase der Ammer. Goldammern bevorzugen eine offene und abwechselungsreiche Landschaft. Weswegen ein Public Viewing-Gehege der perfekte Ort ist, ihren Brunfttanz zu vollführen. In den Tagen vor der Weltmeisterschaft schmückt sich die Ammer mit sämtlichen schwarz-rot-goldenen Fanutensilien und lässt dabei nichts aus. Im Eifer der Brunft scheut sie auch nicht vor schwarz-rot-goldenen Hasenohren zurück. Mit ihrem ausgefallenen und perfektem Deutschland-Federkleid gelangt sie an die entlegensten Stellen und spürt dort ihre Beute auf. Die Ammer ernhährt sich beim Public Viewing vornehmlich von Sekt, Radler oder Gröhlkehlchen.